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The Wedding Present

Nach acht Jahren kehren The Wedding Present mit der grandiosen Comeback-Platte „Take Fountain“ zurück. Und Provokationen beherrscht Chef David Gedge noch immer genauso gut wie Schrammelballaden mit Widerhaken.

citymag: David, es gab lange Zeit kein Lebenszeichen von Wedding Present. Was war der Grund für die Reaktivierung?

David Gedge: Das war keine Entscheidung, die ich zu einem konkreten Zeitpunkt getroffen habe, sondern eher das Gefühl der letzten zwei Jahre. Meine Musik klang plötzlich wieder nach Wedding Present.

citymag: Du kannst machen, was du willst, früher oder später schreibst du doch wieder düstere Abgesänge über Liebe und Beziehungen?

Gedge: Shit, das befürchte ich! Bei der neuen Platte kann ich es allerdings ganz konkret nachvollziehen, denn die Songs verarbeiten die Trennung von meiner langjährigen Partnerin. So war das allerdings nicht geplant, es ist einfach passiert.

citymag: Fühlt es sich jetzt komisch an, diese intimen Songs zu spielen?

Gedge: Ach was, auf der Bühne ist das nicht seltsam, da bin ich viel zu sehr damit beschäftigt, die richtigen Akkorde zu spielen. Im Studio war das viel schwieriger. Als die Songs ganz neu waren, haben wir sie in der Show von John Peel gespielt. Da ist mir vieles erst richtig bewusst geworden, und ich habe mich gefragt, ob die Texte nicht eigentlich viel zu persönlich sind.

citymag: Empfindest du es als Beleidigung, wenn man dich als Miterfinder des Britpop bezeichnet?

Gedge: Mitte der 80er war in England sicher eine gute Zeit für Gitarrenmusik, und viele Bands haben sich gegenseitig beeinflusst. Allerdings habe ich das Gefühl, das wir immer einen Schritt vom gegenwärtigen Trend entfernt waren. „Sea Monsters“ war zum Beispiel eine reine Grunge-Platte, der Trend ging aber erst kurze Zeit danach los.

citymag: Ihr habt aber auch immer absichtlich gegen die Spielregeln des Musikbusiness gearbeitet, oder?

Gedge: Nee, so würde ich das nicht sagen. Wir haben immer nach unseren eigenen Spielregeln gespielt, und die gingen eben nicht konform mit Mode und Marketing. Mit „Interstate 5“ haben wir jetzt einen Acht-Minuten-Song als Single veröffentlicht – einfach, weil wir von dem Song überzeugt sind. Aber natürlich machen diese Provokationen auch immer wieder Spaß.

Interview: Carsten Schrader

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