„Love Quantum“ von Theo Croker: (Fast) Nur Liebe
Auf „Love Quantum“ von Theo Croker geht es um Liebe und positive Energie. Doch es gibt auch Fragen, bei denen der Grenzgänger ziemlich schnell die Geduld verliert.
Theo Croker, du hast auf dem neuen Album „Love Quantum“ wieder Jazz und HipHop verbunden. Ist das genau dein Ding?
Theo Croker: Ich überlege mir nie, eine HipHop- oder eine Jazz-Platte zu machen. HipHop –was soll das überhaupt heißen? Nun, es kommt vermutlich von einem ‚hip drummer‘. Je älter ich werde, desto mehr widern mich Labels und Genres an. Es mag gut für die Promotion sein, aber es treibt uns nur auseinander. Und: Alle Elemente, die HipHop ausmachen, hat es schon vorher gegeben, und sie werden auch noch lange danach existieren.
Theo Croker, was bedeutet der Titel „Love Quantum“?
Croker: Es ist eine Hommage an all die möglichen Ebenen der Liebe: zu einem Freund, zu einem Partner, zu einem Elternteil, Liebe zu sich selbst und Liebe zum Leben. Es geht darum, wie mächtig diese Energie für uns als Menschen ist.
Seit 2014 hast du fast jedes Jahr ein Album veröffentlicht. Wie und wo komponierst du?
Croker: Ich habe immer Ideen. I live in my head a lot. Während eines achtstündigen Fluges schreibe ich manchmal ganze Songs im Kopf. Da höre ich alles, was so passiert, die Musik selbst ist mein Instrument. Ich höre Bass, Drums, Keyboards, den Sänger, die Trompete – alles ist in meinem Kopf. Dann muss ich mich nur entspannen und mir Zeit lassen, um alles aufs Papier bringen zu können.
Du rappst auf dem neuen Album selbst, spielst Keyboards und hast Drums programmiert. Aber die Trompete ist nach wie vor dein Hauptinstrument. Was bedeutet sie dir?
Croker: Sie zu spielen ist therapeutisch. Aber ich habe es nicht mehr nötig, mich allein auf sie zu verlassen. Wenn ich morgen keine Trompete mehr spielen sollte, kann ich immer noch Alben aufnehmen. Ich spiele das Ding seit 25 Jahren, und die Pandemie hat mit dabei geholfen, nicht mehr so abhängig von diesem Instrument zu sein. Es gibt so viele Dinge, die wichtiger sind als das Trompetespielen: ein guter Mensch zu sein, mich mit meinen Ängsten zu konfrontieren oder andere aufzuheitern, auch wenn sie negativ eingestellt sind.
Auf „Love Quantum“ sind prominente Gäste vertreten: Wyclef Jean, Saxofonist Gary Bartz und die Drummer Kassa Overall und Chris Dave. Das Cover strahlt etwas vom Afro-Futurismus eines Sun Ra aus, dem Urvater des Space-Jazz. Ist der ein Einfluss gewesen?
Croker: Die Leute lieben Vergleiche, und sie wollen immer alles sofort verstehen. Sie sollten sich lieber Zeit nehmen und eigene Zugänge finden. Sun Ra? Der war ein Einfluss – aber Sun Ra ist Sun Ra, und ich bin Theo Croker.