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„Thin Blue Line“ im ZDF: Schwedische Polizei zwischen den Fronten

Thin Blue Line
Sara (Amanda Jansson) und Magnus (Oscar Töringe) sind wieder zusammen auf Streife, als sie ein unscheinbarer Notruf erreicht. Dabei wissen sie nicht, dass dieser Fall eine tragische Wahrheit verbirgt. (Foto: ZDF/ITV)

Jetzt in ZDFneo und in der ZDF-Mediathek: Die Serie „Thin Blue Line“ wirft einen ungeschönten Blick auf die Polizei in Malmö. Doch die Serie hat ein Problem.

Sobald man sich mit dem Titel der Serie Thin Blue Line (ab sofort auf ZDFneo und in der ZDF-Mediathek) etwas genauer beschäftigt hat, kriegt man Bauchschmerzen, doch davon später mehr, jetzt erst mal zum Inhalt. Im Mittelpunkt der schwedischen Serie (das Buch stammt von Cristoffer Carlsson) steht mit der noch sehr jungen Polizistin Sara (Amanda Jansson) ein sensibler Mensch, die gerade frisch von der Ausbildung kommend in Malmö in den Polizeidienst einsteigt. Oft kann Sara sich von den Menschen, mit denen sie im täglichen Einsatz zu tun hat, nicht genug distanzieren. Das führt zu tätlichen Übergriffen ihr gegenüber, zum Diebstahl ihrer Geldbörse, weil sie eine junge Frau bei sich übernachten lässt, vor allem aber geht ihr der Fall eines vermissten kleinen Mädchens nach: Sara verlor selbst eine Schwester, als sie noch ein Kind war. Im Laufe der zehnteiligen Krimiserie kommt von regelmäßgen Einsätzen in Problemvierteln über Serienvergewaltigern bis hin zu terroristischen Anschlägen das gesamte Arsenal dessen ins Drehbuch, was einem an die Nieren gehen kann. Sara leidet. Sie leidet sehr. Und doch behauptet sie sich immer wieder.

Es geht ihr nicht allein so: Magnus, ihr Kollege auf Streife, gibt sich machohaft und von oben herab, hat aber das Herz am rechten Fleck und gibt ihr wertvolle Tipps. Jesse, ihr Einsatzleiter, stellt sich immer wieder vor sie und versucht, sie vor Angriffen aus der Truppe zu schützen. Ihre Kollegin Leah hat ganz andere Sorgen: Im Beruf fühlt sie sich nicht genügend anerkannt, privat ist sie ehrenamtlich stark engagiert. Alle aber, auch die hier namentlich nicht Genannten arbeiten bis an die Grenzen des Aushaltbaren und können oftmals die Standards nicht erfüllen, die für sie als Polizisten gelten. Das Ergebnis dieser Erzählung in Thin Blue Line ist eine oft deprimierende Geschichte des Verheiztwerdens. Und hier beginnt in Kombination mit dem Titel der Serie das eigentliche Problem.

Der Begriff Thin Blue Line ist schon lange in vielerlei Hinsicht bekannt, die Website Belltower News der Amadeou Antonio Stiftung  hat dazu erst im Januar einen ausführlichen Artikel eröffentlicht. Die Polizei als dünne blaue Linie zwischen dem Guten und dem Bösen, das die ganze Gesellschaft in den Abgrund reißen kann: Das wird nicht nur von Alice Weidel von der AfD proklamiert, die blaue Linie wurde in den USA in den 192oern erstmals für Werbezwecke verwendet, eine erste US-Serie gleichen Namens wurde von einem rassistischen Polizeichef mit Kontakten nach Hollywood in den 1950ern etabliert, die Trump-Anhänger trugen das Zeichen während des Sturms aufs Capitol, und in Deutschland verwenden es Polizeireviere von Kiel bis Mannheim immer wieder – trotz massiver Kritik von außen. Kurz: Begriff wie Zeichen sind besetzt. Von rechts. Ganz sicher wird man darüber anlässlich der Ausstrahlung der Serie hierzulande noch sprechen.

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