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„Der Weg war anfangs steinig“

Till Brönner & Bob James in Liegestühlen am Pool
(Foto: Gregor Hohenberg (c) Sony Music Entertainment)

Ihr gemeinsames Album heißt „On Vacation“. Doch ein Urlaub war die Zusammenarbeit mit dem legendären Jazzpianisten Bob James für Till Brönner keineswegs.

Till, ihr habt „On Vacation“ im September 2019 in der Provence eingespielt. Auf den Fotos im CD-Booklet sieht man dich und den 80-jährigen US-Pianisten Bob James pastellfarben gewandet in Liegestühlen am Pool, Drinks in der Hand. Liefen die Aufnahmen mit dieser Legende des Smooth Jazz so entspannt, wie es die Bilder andeuten?

Brönner: Zunächst ganz und gar nicht. Der Weg bis zu diesem Album war anfangs steinig. Wir haben uns ohne große Vorabsprachen im Studio getroffen und waren voller Zuversicht, dass uns etwas Gutes einfallen würde. Doch dann wurde es zwischen uns kontrovers und empfindlich. Wir waren gefühlt kurz davor, das Projekt abzubrechen. Mal hatte der eine schlechte Laune, mal der andere. Aber niemand wollte den anderen vollends vergrätzen. Bei den Gesprächen am Pool waren wir beide gelassener als im Studio und nah beieinander.

Das Album klingt angenehm und einladend. Lässt es sich am besten an einem lauen Abend am Pool genießen?

Brönner: Wenn Bob James und Till Brönner zusammenkommen, dann ist klar, dass das Ergebnis nicht Musik für eine kleine Minderheit ist.

Warum habt ihr in der Provence aufgenommen?

Brönner: Ich hatte von diesem Tonstudio namens La Fabrique seit 15 Jahren immer wieder gehört. Sting, Rammstein und Herbert Grönemeyer haben dort wiederholt Alben aufgenommen. Die Atmosphäre ist wirklich eine besondere: Eine ehemalige Olivenölpresse mit Geräten und Stallungen wurde in ein Tonstudio umgewandelt, und die europaweit wohl größte Sammlung von Klassik- und Jazz-Schallplatten dient als Schalldämpfung. Man wird dort wirklich rundum betreut und bekocht, muss das Gelände überhaupt nicht verlassen und kann der Kreativität freien Lauf lassen. Das Studio ist ein Traumort für Künstler*innen, die ein Album machen wollen, ohne dabei mit der Bewältigung ihres Alltags beschäftigt sein zu müssen.

Trennst du gern Studioarbeit und Alltagsleben?

Brönner: Ja. Als Künstler, der hundert Prozent Verantwortung trägt und beim Arbeiten 360 Grad gefordert ist, kann ich schlecht in den Freizeitmodus umschalten. Ich finde, Alltag hat mit Kunst nichts zu tun.

Du bist seit einigen Jahren auch als Fotograf erfolgreich und hast das Albumcover für „On Vacation“ beigesteuert. Zu sehen ist deine Freundin, im Retrolook mit Badekappe und Cocktail. Bringst du jetzt Privates und Berufliches zusammen?

Brönner: Ich trenne beides nach wie vor in meiner Kommunikation. Bob James und ich haben länger diskutiert, welches der Fotos, auf denen wir beide drauf sind, für’s Cover infrage kommt. Am Ende landete keiner von uns beiden vorne drauf. (lacht)

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