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Tom Coll von Fontaines D.C. über „Romance“: Überlebensgroß

Fontaines D.C._02 (credit Simon Wheatley)
Die Band Fontaines D.C. mit Drummer Tom Coll (zweiter v.l.) (Foto: Simon Wheatley)

Auf ihrem vierten Album klingt die irische Band stadiontauglicher als je zuvor – auch dank einiger berühmter Kollegen.

Tom, viele Ideen zu eurem neuen Album „Romance“ sind entstanden, während ihr auf Tournee mit Arctic Monkeys wart. Was ist es am Touralltag, das die Kreativität beflügelt?

Tom Coll: Es war eine tolle Erfahrung, eine Band auf dem Level der Monkeys live zu erleben, mit einem so großen Songkatalog. Das hat uns sehr inspiriert, und schon während der Tour sind viele Songfragmente entstanden. Direkt danach sind wir nach London zurück und haben vier Wochen lang fertiggeschrieben. Das war für uns ungewohnt und sehr intensiv, aber auch großartig. Wir arbeiten am besten, wenn wir unter Druck stehen.

Das Album klingt mehr nach Stadion als eure ersten drei Platten. Hat das auch etwas mit den Shows zu tun, die ihr gespielt habt?

Coll: Ich muss immer an David Byrnes Buch „Wie Musik wirkt“ denken. Darin schreibt er, dass die Musik, die du machst, stark von dem Kontext beeinflusst ist, in dem sie entsteht. Bei unserem ersten Album haben wir in kleinen Klubs gespielt, die zu der schnellen Postpunk-Energie passen. In all diesen Arenen aufzutreten, hat den Sound der neuen Platte natürlich ebenso beeinflusst. Sie ist ein bisschen mehr für diesen Rahmen gemacht – obwohl der Begriff „Stadionrock“ ziemlich scheiße ist. (lacht)

Nicht mehr Postpunk, aber auch nicht Stadionrock – wie würdest du euren Sound aktuell nennen?

Coll: Das Postpunk-Label wurde uns von Anfang an aufgedrückt, und seitdem versuchen wir, es loszuwerden. Rückblickend fällt unser Debüt wohl tatsächlich darunter. Aber ich würde sagen, dass der Begriff seit fünf Jahren nicht mehr passt. Wenn es ein Label sein muss: Wir sind eine Rock’n’Roll-Band.

Der Titel „Romance“ ist spannend, weil er zugleich sehr spezifisch und komplett offen ist.

Coll: Es ist ein großes Wort mit vielen Facetten: Einerseits beschreibt es das aufregende Gefühl, aber auch eine Menge Düsternis, die mitschwingen kann. Gerade der Titelsong ist sehr dunkel und intensiv. Normalerweise kommt bei uns der Albumname als letztes, dieses Mal stand er schon fest, bevor viele Songs geschrieben waren. Wir haben das Album um das Konzept der Romantik gebaut.

Es ist auch euer erstes Album, bei dem es nicht mehr explizit darum geht, irisch zu sein.

Coll: Stimmt, bisher ging es entweder darum, wie es ist, in Irland zu leben, oder nicht dort zu leben und es zu vermissen. Jetzt wohnen wir schon so lange nicht mehr dort, dass es mal an der Zeit war, es wegzulassen. (lacht) „Romance“ schaut stärker nach innen, würde ich sagen.

Musikalisch sind Einflüsse wie 90er-Alternative oder HipHop stärker zu hören, was sich auch in einem anderen Schlagzeugsound zeigt. Wie war das für dich als Drummer?

Coll: Der Song „Starburster“ hat eine Art Drumloop, den unser Sänger Grian geschrieben hat. Ich habe dafür versucht, einen Drumcomputer nachzumachen, was eine neue Erfahrung war – du musst wirklich präzise sein. Andere Lieder, wie „Here’s the Thing“, erinnern eher an Grunge. Damit bin ich aufgewachsen und habe Spielen gelernt, aber mit Anfang 20 hatte ich, wie viele Leute, eine Phase, wo ich erst mal davon wegwollte. Für das Album konnte ich diese alte Flamme wieder zum Leben erwecken, das hat eine Menge Spaß gemacht.

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