Allein mit dem Unbewussten
Sein Debütalbum hätte tomeque gern mit einer Band aufgenommen. Um Kolleg*innen zu simulieren, hat sich der Singer/Songwriter in Trance versetzt.
tomeque, du hast lange in Bands gespielt, auf deinem Debüt dann aber doch fast alles allein gemacht. War das vor allem befreiend oder eher einsam?
tomeque: Obwohl man sehr frei ist, ist man ja trotzdem nie wirklich allein. Man hängt immer von anderen ab, etwa, wenn man im Studio das Schlagzeug von jemandem einspielen lassen will. Da muss man dann entscheiden: Lässt man das einen befreundeten Schlagzeuger machen, oder fragt man einen Auftragsmusiker?
Alle Entscheidungen musst du selbst treffen. Es ist also sehr viel Arbeit. Ich habe es auch gar nicht darauf angelegt: Lange Zeit hatte ich die Hoffnung, dass man irgendwann mit einem Bandprojekt ein Album hinbekommt. Aber irgendwie ist immer etwas dazwischen gekommen, der Bassist musste plötzlich umziehen, oder der Gitarrist hat eine Trennung durchgemacht …
Und irgendwann hast du dich entschieden, die Sache selbst in die Hand zu nehmen?
tomeque: Eigentlich wollte ich anfangs gar kein Album aufnehmen, sondern einfach ein paar Songs von mir festhalten. Mit den Jahren sammeln sich ja viele Ideen an, und davon sind ein paar nach und nach verblasst. Ich wollte sie aufnehmen, bevor sie ganz verschwinden.
Aber dann kamen immer mehr neue Ideen dazu, immer mehr Elektronik. Irgendwann habe ich nur noch am Album gearbeitet und das ursprüngliche Projekt nie beendet. Von den akustischen Sachen ist letztlich nur ein einziger Song auf der Platte gelandet.
Um trotzdem so etwas wie äußeren Input zu bekommen, hast du dich regelrecht in Trance versetzt.
tomeque: Am Anfang bin ich konventioneller vorgegangen, der Albumcloser „Drei letzte Sekunden“ ist etwa eigentlich ein klassischer Songwriter-Song mit Text und Gitarre. Aber mir fehlte das gewisse Etwas. Ich habe dann beim Einspielen versucht, über den Song zu improvisieren, indem ich den Bass und den Rhythmus einfach laufen gelassen habe. Auch mit Licht habe ich ein bisschen herumgespielt.
Sollte dein Unbewusstsein dir beim Schreiben helfen?
tomeque: Durch diese repetitiven Bassläufe kommt man in eine Stimmung, in der nicht alles so ganz klar vorgegeben ist. Ich schätze es sehr an Musik, wenn da eine Komponente X drin ist, die ich nicht greifen kann, von der ich nicht genau weiß, was sie ist und wo sie herkommt. Das verleiht dem Song eine gewisse Unendlichkeit. Wenn ich bei einem Song gleich höre, wie der funktioniert, und jedes Instrument einzeln ausmachen kann, bin ich schnell gelangweilt.