Tomte
Mit dem aktuellen Album „Buchstaben über der Stadt“ wurden Tomte endgültig zu Rockstars. Doch Sänger Thees Uhlmann weiß, dass viele der alten Indiefans ihnen das nicht verzeihen.
citymag: Thees, nach dem großen Erfolg der neuen Platte spielen Tomte gleich mehrere Konzerte in der Großen Freiheit. Passt das noch zu der Indiegeste, mit der ihr einst angetreten seid?
Thees Uhlmann: Natürlich denke ich manchmal, dass ich lieber in der Roten Flora spielen möchte. Da kenne ich mich aus; da weiß ich, wo die Klos sind. Klar, zuletzt war es immer so, dass wir im ausverkauften Knust gespielt haben. Da hatte ich das Gefühl, dass ich die totale Kontrolle habe. Ich brauchte den Leuten nur zehn Sekunden ins Gesicht zu hen, um zu wissen, woher sie kommen und warum sie da sind. Jetzt spielen wir eben vor ein paar Menschen mehr in der Freiheit. Bring ’em on!
citymag: Werden auch eure alten Fans zu den großen Konzerten kommen?
Uhlmann: Ich weiß selber, wie großartig es ist, eine Band mit nur 50 anderen Leuten zu teilen. Man ist sich sicher, dass alle anderen im Publikum auch geile Typen sind. Aber auch Bands werden größer, und einige der alten Fans wenden sich dann ab. Ich weiß, warum uns einige verlassen, und ich gestehe es ihnen auch zu. Aber ich habe als Musiker schon immer die Veränderung gesucht.
citymag: Welche Band hat dich als Fan denn enttäuscht?
Uhlmann: Ich habe meine Lieblingsbands immer ziemlich schnell gewechselt. Damit ich nicht enttäuscht wurde, habe ich Bands meist nur für ein halbes Jahr abgekultet. Ich finde es aber auch unerträglich, wenn alte Säcke mir heutzutage erzählen, dass Iggy & The Stooges ihre Lieblingsband ist.
citymag: Weil Iggy Pop inzwischen nur noch schlechte Platten macht?
Uhlmann: Der war bestimmt mal ein geiler Typ, aber die letzten Platten sind einfach nur mittelmäßiger Rock. Ganz egal, was der schon alles erlebt oder wie viel Energie er hat, heute macht er beschissene Musik. Warum gehen die alten Säcke nicht zu den Strokes oder zu Mando Diao? Aber es muss ja gar nicht dieses Rockding sein: Auch Bright Eyes sind besser als Iggy Pop. Und Arcade Fire sind besser als die Chemical Brothers. Zur Zeit gibt es einfach spitzenmäßige Musik.
Interview: Carsten Schrader