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Tonio Schachinger gewinnt den Deutschen Buchpreis 2023

Für seinen Roman „Echtzeitalter“ ist Tonio Schachinger mit dem Deutschen Buchpreis 2023 ausgezeichnet worden
(Foto: Christof Jakob)

Mit „Echtzeitalter“ reaktiviert der 31-jährige Schachinger nicht nur den Schulroman, er zeichnet auch ein sehr gegenwärtiges Bild der so geschichtsträchtigen Stadt Wien.

Für seinen bei Rowohlt erschienenen Roman „Echtzeitalter“ erhält der 31-jährige Tonio Schachinger den mit 25 000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis 2023.

Am Vorabend der Frankfurter Buchmesse wurde Tonio Schachinger im Kaisersaal des Frankfurter Römers mit dem Deutschen Buchpreis 2023 ausgezeichnet.

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von einer Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten. Dabei sind die Wendungen so überraschend, sein Humor so uneitel und nahbar: „Echtzeitalter“ ist Beispiel und Beweis für die zeitlose Kraft einer guten Geschichte. „Indem der 31-jährige Schachinger dieses Duell mit feiner Ironie beschreibt, transformiert er nicht nur den vermeintlich überkommenen Schulroman ins Jetzt. „Echtzeitalter“ ist auch ein sehr gegenwärtiges Portrait der so geschichtsträchtigen Stadt Wien“ heißt es in unserer Kritik zu Tonio Schachingers Roman „Echtzeitalter“.

Schachinger setzte sich gegen fünf Konkurrent:innen durch, die ebenfalls auf der Shortlist notiert waren: „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ von Terézia Mora, „Vatermal“ von Nacati Öziri (claassen), „Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe (Klett-Cotta),  „Maman“ von Sylvie Schenk (Hanser) sowie „Drifter“ von Ulrike Sterblich.

Die Jury begründet ihre Wahl: „Auf den ersten Blick ist Tonio Schachingers ,Echtzeitalter‘ ein Schulroman. Auf den zweiten viel mehr als das: ein Gesellschaftsroman, der das Aufwachsen seines Helden Till an einer Wiener Eliteeinrichtung beschreibt, an der die künftigen Leistungsträger*innen mit reaktionärem Drill und bildungsbürgerlichen Idealen aufs Leben vorbereitet werden. Aus dieser repressiven Umgebung, verkörpert durch den mephistophelischen Lehrer Dolinar, flüchtet sich Till in die Welt des Gaming. Mit feinsinniger Ironie spiegelt Schachinger die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart: Aus gebildeten Zöglingen spricht die rohe Gewalt. Die Welt der Computerspiele bietet einen Ort der Fantasie und Freiheit. Auf erzählerisch herausragende und zeitgemäße Weise verhandelt der Text die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur.“

Tonio Schachinger wurde 1992 in Neu-Delhi geboren. Er studierte Germanistik an der Universität Wien und Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien. Bereits sein erster Roman „Nicht wie ihr“ schaffte es 2019 auf die Shortlist zum Deutschen Buchpreis, er war für den Rauriser Literaturpreis nominiert und wurde mit dem Förderpreis des Bremer Literaturpreises ausgezeichnet. Tonio Schachinger lebt in Wien.

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