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Tord Gustavsen beim Norwegian Digital Jazz Festival

Tord Gustavsen beim Norwegian Digital Jazz Festival
(Foto: Per Ole Hagen)

In seinen Kompositionen verbindet Tord Gustavsen Elemente des Jazz, der Klassik und der Kirchenmusik. Aber nicht nur deswegen empfindet er das Musikmachen selbst als Gebet.

„Die Balance zwischen der Aktivität und der Ruhe, der Intensität und der Reflexion definiert nicht nur meine Musik, sondern auch mein Leben“, erzählt Tord Gustavsen im Gespräch mit dem norwegischen Musikjournalisten Audun Vinger. Die Kompositionen des 50-jährigen Pianisten sind nicht nur vom Jazz geprägt, sondern auch von der europäischen Klassik und der Kirchenmusik. Aufgewachsen als Sohn eines lutherischen Pastors spielen religiöse Kompositionen früh in seinem Leben eine Rolle. Als Jugendlicher singt Gustavsen in der Kirche Choräle, aber auch norwegische Volkslieder und afro-amerikanische Spirituals. Als Student der Psychologie in Oslo setzt er sich dann vermehrt mit dem Jazz auseinander und schreibt sich nach dem Erhalt seines Diploms noch mal am Konservatorium in Trondheim ein.

Dabei ist die Transzendenz ein zentraler Begriff in der Musik von Gustavsen, sowohl im Hinblick auf die Genres, auf die er sich bezieht, als auch hinsichtlich der spirituellen Erfahrung der Musik an sich. „Die Musik ist wie ein Gebet für mich, und ein Konzert ist wie ein Gottesdienst oder eine Messe“, sagt er selbst. Und wenn der Mann mit geschlossenen Augen am Klavier sitzt und sich den Klängen hingibt, weiß man, was er damit meint. Im fließenden Spiel seines Trios kommen seine vielseitigen musikalischen Einflüsse zum Ausdruck, ohne dass sie sich voneinander getrennt benennen ließen – die stilistischen Eckpfeiler der Stücke sind keine Stationen, die nacheinander abgegrast werden. Vielmehr bilden sie die Grundlage des ganz eigenen Sounds seines Trios und kommen darin mal mehr, mal weniger zum Vorschein.

Seine größten Erfolge konnte das Tord Gustavsen Trio in den 2000er-Jahren feiern: Das Album „The Ground“ schaffte es 2005 sogar auf den ersten Platz der norwegischen Charts, der Nachfolger „Being there“ landete auf Platz drei. Nach elf Jahren Pause, in denen Gustavsen in anderen Ensembles gespielt hat, meldete sich sein Trio 2018 zurück. Beim Norwegian Digital Jazz Festival stehen der Bassist Steinar Raknes und sein langjähriger Schlagzeuger Jarle Vespestad gemeinsam mit Tord Gustavsen auf der Bühne.

Das Konzert des Tord Gustavsen Trios ist seit dem 19. 11. auf der Website des Norwegian Digital Jazz Festivals abrufbar. Ebenfalls dort können Eintrittskarten sowie Wochenpässe gekauft werden. Zusätzlich zu dem Auftritt im Osloer Klub Sentralen gibt es auch ein Interview mit Gustavsen auf der Website.

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