„Triangle of Sadness“ bei Arte: Klassenkampf zum Kotzen
Eine Luxusyacht voller Oligarchen und anderer ekelhaft reicher und blasierter Menschen gerät in Seenot – und dann bricht auch noch der Klassenkampf aus.
Heute bei Arte und bis 16. Dezember in der Arte-Mediathek zu finden: „Triangle of Sadness“ des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund („The Square“, „Höhere Gewalt“), eine deftige Satire auf die Welt der Megareichen mit Starbesetzung.
Was für ein wuchtiger Film! Er beginnt mit einer intensiven Diskussion zwischen einem Influencer-Paar über das Rollenverhältnis von Frau und Mann in der Beziehung: Soll man beim Bezahlen des Essens beginnen, alte Rollenklischees abzubauen, und wenn ja, wer spricht es im Restaurant an? Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean) sind das Paar, das im ersten Teil des Cannes-Gewinners 2022 „Triangle of Sadness“ vorgestellt wird und durch deren Augen wir in der Folge fast das gesamte Geschehen des Films verfolgen.
Regisseur Ruben Östlund („The Square“) schreibt, wie er selbst sagt, soziologische Anordnungen in seine Drehbücher und inszeniert diese als Regisseur exzessiv deftig, satirisch überspitzt bis an die Grenzen des Erträglichen und dialoglastig. Als die Luxusyacht voll mit exilrussischen Oligarchen, britischen Waffenhändlern und skandinavischen IT-Bonzen im zweiten Teil des Films im Sturmtief in Seenot gerät, lässt Östlund die einen bereits im Strahl kotzen, während die anderen noch Champagner bestellen, um ihren Würgereiz zu unterdrücken. Derweil hauen sich der marxistische Kapitän (Woody Harrelson, „White House Plumbers“) und der Exilrusse Marx- und Lenin-Zitate beziehungsweise Reagan- und Thatcher-Zitate um die Ohren – durch die Lautsprecheranlage überall an Bord zu hören, während die reichen Menschen ihrer Würde beraubt werden: Sie rutschen im eigenen Erbrochenen aus, stürzen die Treppe runter oder versuchen sich vergeblich an der Toilette festzuhalten. Im dritten Teil schließlich, auf einer vermeintlich einsamen Insel, bildet sich unter den Überlebenden eine völlig neue Hierarchie heraus.
Eine Putzkraft (Dolly De Leon) erklärt sich zu Chefin der Gruppe, nimmt sich den besten Schlafplatz und einen Lover ihrer Wahl. Sie weiß als Einzige, wie man Fische fängt und Feuer macht. Hier hat Östlunds Drehbuch Schwächen: Die Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse mag perfekt umgesetzt sein, die Änderung dieser Verhältnisse aber ist plakativ, zufällig und beliebig geraten. jw