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TV-Tipp: „Das Boot ist voll“ – damals wie heute?

Ein Paar steht vor einem Mann mit Uniformsmütze, die Frau hat einen kleinen Jungen auf dem Arm. Im Hintergrund schaut ein Soldat zu.
(Bild: ZDF/SRF, Markus Imhoof)

Im Zweiten Weltkrieg versucht eine Gruppe aus Geflüchteten, in der Schweiz für ihr Bleiberecht zu kämpfen. Unser Fernsehtipp

Jedes Mal, wenn es eine sogenannte „Flüchtlingskrise“ gibt, beginnen dieselben Debatten von neuem: Wie viele sollen wir aufnehmen, unter welchen Umständen, für wie lange? Wirklicher Fortschritt ist dabei nicht zu betrachten. Dabei stellen sich diese Fragen immer wieder, seitdem es Kriege und Nationen gibt – also verdammt lange. Ein Beispiel ist der Film „Das Boot ist voll“, den Regisseur Markus Imhoof bereits 1980 gedreht hat. Die Sachbuch-Vorlage von Alfred A. Häsler stammt sogar aus dem Jahr 1967 und beschäftigt sich mit Ereignissen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Ein deutscher Zug transportiert im Jahr 1942 Gefangene durch die Schweiz, als einer kleinen Gruppe die Flucht gelingt. Judith Krüger (Tina Engel), de facto die Anführerin, sucht nach ihrem Mann Hannes, der bereits als inhaftierter Flüchtling in der Schweiz lebt. Begleitet wird sie von einer bunt zusammengewürfelten Truppe aus Kindern und Erwachsenen. Sie finden Unterschlupf in einem Dorf, müssen aber jederzeit mit der Ausweisung rechnen. Aus strategischen Gründen beschließen die sechs, sich als eine Familie auszugeben. Denn politische Deserteure und Eltern mit Kindern wird das Bleiberecht gewährt, anderen Verfolgten jedoch nicht. Aber es dauert nicht lange, bis die lokale Polizei die Lüge durchschaut …

Häsler wollte mit seinem Buch die Verfehlungen seiner Heimat, der Schweiz, demonstrieren. Das Land, das während des gesamten Krieges neutral blieb, machte sich dadurch, dass es etwa jüdische Flüchtlinge nach Deutschland zurückschickte, mitschuldig an den Verbrechen der Nazis – so Häslers These. Imhoof, ebenfalls Schweizer, hat diese Argumentation aufgegriffen und einen Spielfilm gedreht. Mit „Das Boot ist voll“ hat er 1980 eine Debatte über Menschlichkeit angestoßen, die auch in Zeiten der Afghanistan-Krise nichts von ihrer Relevanz verloren hat.

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