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„Der Mann, der seine Haut verkaufte“ auf Arte

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(Bild: ZDF/Christopher Aoun)

Der Syrer Sam ist auf der Flucht – doch das Visum bekommt er nur, indem er zu seinem lebenden Kunstwerk wird.

Nur knapp kann der junge Syrer Sam Ali (Mahayni) den Schergen des Assad-Regimes entkommen. Das Ziel seiner Flucht ist Belgien, wo seine – leider anderweitig verheiratete – große Liebe Abeer (Liane) lebt. Das notwendige Visum will ihm der international gefeierte Skandalkünstler Jeffrey Godefroy (De Bouw) beschaffen. Der Deal: Sams Rücken wird zur menschlichen Leinwand. Das Motiv: ein tätowiertes Schengen-Visum. Fortan lebt Sam in Luxushotels, wird als lebende Skulptur in Museen präsentiert, und seine Haut wird ihm nach dem Tod abgezogen und das Kunstwerk damit bewahrt werden.

Die Grundidee von „Der Mann, der seine Haut verkaufte“ klingt zwar ziemlich strange, aber ist keineswegs frei erfunden. 2006 schloss der belgische Konzeptkünstler Wim Delvoye eine ähnliche Vereinbarung mit einem inzwischen verstorbenen Schweizer. Die tunesische Filmemacherin Kaouther Ben Hania spielt das Ganze jedoch bis zum bitteren Ende durch – mit durchaus zynischen Einfällen. Weil auf Sams Rücken Pickel ausgedrückt werden, die das Kunstwerk nicht verunzieren sollen, informiert währenddessen an seinem verwaisten Podest im Museum ein Hinweisschild: „Das Werk wird gerade restauriert.” Und als Sam auf einer Kunstauktion präsentiert – und für eine exorbitanten Summe – versteigert wird, will er sich doch nicht so demütig und still verhalten, wie man das von Kunstwerken gemeinhin so erwartet.

Doch „Der Mann, der seine Haut verkaufte“, Tunesiens erster Oscar-Kandidat, ist mehr als nur eine sarkastische Satire auf den Kunstmarkt. Denn indem die Regisseurin Kaouther Ben Hania die grenzüberschreitende wie provokative Idee Delvoyes mit dem Schicksal von Geflüchteten verbindet, verschränken sich auch die Perspektiven. Mal subtil, mal eher sarkastisch demaskiert die Filmemacherin die westliche Wohlstandsgesellschaft im Umgang mit dem Elend von Kriegsflüchtlingen – wie die vermeintlich politisch engagierte, letztlich aber nur an sich selbst (und an Profit) interessierte Kunstszene. Ist Sam nun eigentlich noch Mensch oder schon Objekt? Ist er in Freiheit oder Sklave seines jeweiligen Besitzers? Yahya Mahayni verkörpert Sam mit der notwendigen Ambivalenz und emotionalen Intensität, um bei aller Absurdität dieser immer wieder überraschenden und ökonomisch erzählten Geschichte dessen Zerrissenheit und Drama ausreichend Raum und Ausdruck zu geben.

Mag die Schlusswendung auch etwas konstruiert und überstürzt daherkommen: Die moralische wie emotionale Achterbahnfahrt dieses exquisit fotografierten Films wirkt lange nach.

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