TV-Tipp: Edward Norton in „American History X“
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Das Familiendrama über einen ehemaligen Nazi, der versucht, seinen Bruder von der schiefen Bahn abzubringen, erschüttert bis heute.
Grölende Neonazis, tätowierte Schläger, flammende rassistische Reden: Werbefilmer Tony Kaye hat sich 1999 für sein Spielfilmdebüt kein leichtes Thema ausgesucht. Doch Kaye dient dies in erster Linie als Hintergrund für die schmerzhafte Auseinandersetzung zweier Brüder mit ihrer Umwelt, der Familie, der Vergangenheit, der Zukunft – aber vor allem mit sich selbst. Danny (Edward Furlong) sorgt in der Schule mit einem Aufsatz über Hitlers “Mein Kampf” für Aufregung.
Der Direktor verlangt eine neue Arbeit über Dannys älteren Bruder Derek (Edward Norton), der wegen Mordes an einem schwarzen Jugendlichen im Gefängnis sitzt. Im Wechsel zwischen Jetzt und Früher (in schwarz-weiß) wird eine tragische, eindringliche Geschichte aufgerollt. Überragend: die beiden Hauptdarsteller, insbesondere Edward Norton in seinen gekonnt fiesen Momenten, der die Wandlung seiner Figur glaubhaft durchlebt. Da erinnert nichts mehr an den unbeholfenen, trällernden Jüngling aus Woody Allens “Alle sagen I Love You” – die Rolle, die Norton ursprünglich bekannt gemacht hat.
Text: Bärbel Pfannerer