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TV-Tipp: Mads Mikkelsen in „Nach der Hochzeit“

Mads Mikkelsen in Nach der Hochzeit
(Foto: Zentropa Entertainments 2006)

Das dänische Drama von Susanne Bier zoomt gern auf Augen und Münder – und lässt sich so keine Regung entgegen. Unser Filmtipp

„Und wenn er Ziegen fickt – ich habe ein Recht darauf, zu wissen, wer mein Vater ist!, schreit Anna (Stine Fischer Christensen) am Tag nach ihrer Hochzeit ihre Mutter an. Die hatte zwanzig Jahre zuvor ihren Freund Jacob (Mads Mikkelsen) in Indien verlassen. Er sei tot. Jetzt gibt sie zu sie, dass sie ihn verlassen hat: „Er war auf Drogen und hat meine Freundin gebumst.“ Jacob blieb in Indien, unterrichtet Kinder und taucht auf Annas Hochzeit in Dänemark auf. Sein Schulprojekt gehört zur engeren Wahl für das Stiftungsprogramm eines schwerreichen Unternehmers – der zufällig Annas Adoptivvater ist. Soziale und familiäre Verantwortung müssen also gegeneinander abgewogen werden. Oder ist das alles kein Zufall, sondern Teil eines abgekarteten Spiels?

Sparsamer Einsatz von Musik unterstützt das vielschichtige Drama. Vor allem die Kamera spitzt die Geschehnisse zu; sie bleibt den Darstellern stets auf den Fersen, um sich keine Regung entgehen zu lassen. Mit schnellen Schnitten eilen zentrale Szenen auf Schlüsselbilder hin: Großaufnahmen von Augen oder Mündern. Das wirkt erst manieriert, sensibilisiert aber auf Dauer. Denn manchmal kann ein einzelnes Wort einen Menschen entlarven oder entstellen. Und hinter einem kalten Blick muss noch lange kein Hannah Herzsprung, Monica Bleibtreu, Richy Müller entsprechendes Gefühl stehen. So überzeugend wie Mads Mikkelsen ist übrigens kaum einem Bond-Bösewicht der Spagat zwischen den Genres gelungen. rk

„Nach der Hochzeit“ läuft um 20.15 Uhr auf arte.

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