TV-Tipp: „Nurejew – The white Crow“
Für die Biografie des weltberühmten Tänzers hat Regisseur Ralph Fiennes endlich einmal einen richtigen Tänzer gecastet.
Tänzer-Biopics haben häufig ein Problem: Die Hauptrollen werden meist gespielt von Schauspielern – die nicht unbedingt begnadete Tänzer sind. Weswegen man im Film den Menschen hinter dem Künstler halbwegs nachvollziehbar kennenlernt, dabei allerdings nicht erfährt, was ihn als Künstler ausmacht.
Ralph Fiennes umgeht dieses Problem bei seiner Biografie des Jahrhunderttänzers Rudolf Nurejew: Die Hauptrolle spielt der Ukrainer Oleg Ivenko, und der sieht erstens halbwegs aus wie der echte Nurejew (1938–1993) und ist zweitens ein hochtalentierter Spitzentänzer.
Was er allerdings kaum zeigen darf: Fiennes hält die Tanzszenen meist allgemein, konzentriert sich vor allem auf die abenteuerliche Flucht Nurejews 1961 aus der Sowjetunion. Der Film entwickelt sich so zum durchaus reizvollen Kalter-Kriegs-Thriller, der seine Spannung mit hübscher Vintage-Ästhetik konterkariert.
Als Ballettfilm aber ist er eine verschenkte Chance. Weil hier zwar ständig vom wichtigsten Tänzer der Gegenwart gesprochen wird – was man zu sehen bekommt, ist allerdings 08/15-Ballett, bei dem man nicht einmal kapiert, was daran so wichtig sein soll, dass sich sogar Geheimdienste dafür interessieren.