TV-Tipp: „Styx“ ist eine beklemmende Parabel über Seenotrettung
In Wolfgang Fischers kühlem Drama „Styx“ gerät die Ärztin Rike mit ihrem Segelboot in einen Sturm. Da trifft sie auf Geflüchtete, die gekentert sind. Unser Filmtipp
Wolfgang Fischers wortkarges Kammerspiel zu hoher See war schon 2018 der Film der Stunde. Während die Debatte um die Seenotrettung von Geflüchteten zu abstrakten politisch-moralischen Auseinandersetzungen mutiert ist – und sich in den zwei Jahren seit Veröffentlichung nichts verändert hat – bricht Fischer das Thema in „Styx“ auf ein zwar konstruiertes, aber nachdenklich stimmendes Fallbeispiel herunter.
Rike (Susanne Wolff), die taffe und durchorganisierte Notärztin, verliert auch bei einem Unwetter nicht die Kontrolle. Souverän bringt die Alleinseglerin auf einer Atlantikfahrt ihre Zwölf-Meter-Yacht durch den Sturm. Als sie aber vor Afrika auf einen havarierten, mit Flüchtlingen überladenen Fischkutter stößt, gerät sie an ihre Grenzen: psychisch, physisch, ethisch. Einen Jungen, der im Meer um sein Leben schwimmt, holt sie an Bord und verarztet ihn. Doch was mit den vielen anderen? Und warum schickt die Küstenwache trotz ihrer Notrufe keine Hilfe?
So deutlich Fischer dieses Drama als parabelhaftes Planspiel angelegt hat: Rikes in langen Einstellungen gefilmter Alltag an Bord ihres Segelschiffes erzeugt mit seiner dokumentarischen Nüchternheit eine subtile Spannung – und beugt so jeder Sentimentalität vor.
Text: Axel Schock
„Styx“ läuft um 20.15 Uhr auf arte.