„The Death of Stalin“: Bitterböse Satire auf Arte
Armando Iannuccis hochkarätig besetzte Satire über den Tod Josef Stalins ist so aktuell wie nie.
Ein Film über den Tod Josef Stalins hat heute womöglich noch mehr Relevanz als 2016, als „The Death of Stalin“ erstmals in den Kinos gelaufen ist. Immerhin gebärdet sich Putin immer offener diktatorisch. Kein Wunder, dass der Film in Ressland verboten ist. Doch auch jenseits tagespolitischer Einschlägigkeit ist die Historiensatire, die auf einer Graphic Novel basiert, absolut sehenswert. Der schottische Satiriker Armando Iannucci, bekannt auch als Miterfinder der Figur Alan Partridge und für Serien wie „The Thick of it“ und „Veep“, hat sich auf das Sezieren politischer Institutionen spezialisiert. Mit „The Death of Stalin“ nimmt er sich einen der größten politischen Apparate überhaupt vor und liefert nicht nur hellsichtige, bitterböse Satire, sondern auch einen der witzigsten Filme der letzten zehn Jahre – mit hochkarätiger Besetzung.
Moskau im Jahr 1953: Schon die Eingangssequenz macht die Absurdität der Terrorherrschaft deutlich, die Josef Stalin etabliert hat. Nach einem Klavierkonzert, das er im Radio verfolgt hat, ruft er persönlich im Konzertsaal an, um die Aufnahme abholen zu lassen. Nur leider hat niemand die Performance aufgenommen. Also muss alles heimlich noch einmal gespielt werden. Die Pianistin (Olga Kurylenko) allerdings willigt nur ein, um mit der Aufnahme einen zornigen Brief an Stalin mitzuschmuggeln. Der liest ihn in seinem Büro – und fällt nach einer Hirnblutung ins Koma. Die Mitglieder seines Zentralkomitees, darunter Sekretär Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi) und der grausame Geheimdienstchef Lawrenti Beria (Simon Russell Beale), erfahren am nächsten Morgen davon. Sofort beginnen sie alle Intrigen zu schmieden, um sich die Macht zu sichern, und gehen dabei über Leichen …
Einen cleveren Touch bekommt man nur im Original mit: Anstatt den Figuren künstliche britische – oder, noch schlimmer, russische – Akzente zu verpassen, sprechen alle Schauspieler:innen so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Buscemi etwa, der in Brooklyn geboren ist, klingt auch so, genau wie Simon Russell Beale, der seinen britischen Upper-Class-Akzent beibehält. Das erhöht auf der einen Seite die Comedy – ist auf der anderen Seite aber auch erstaunlich realistisch, denn die Köpfe der Sowjetunion stammten aus einem riesigen Gebiet. So waren etwa Chruschtschows Eltern Russ:innen, während Beria aus Georgien stammte – wie übrigens Stalin selbst.