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TV-Tipp: „Wintermärchen“ – In den NSU-Abgrund

Wintermärchen
(Foto: ZDF/BR/Heimatfilm)

Regisseur Jan Bonny hat sich für sein Drama vom NSU inspirieren lassen – und deren Leben als sinnlose Spirale aus Sex und Gewalt inszeniert.

Tommi (Thomas Schubert) und Becky (Ricarda Seifried) sind ein Paar. Sie selbst sehen sich als Helden, als eine Art moderne Version von Bonnie und Clyde. Wie das Gangsterpaar wollen auch sie im ganzen Land bekannt und berüchtigt sein – für ihre Morde an Ausländer:innen und Migrant:innen. Doch die meiste Zeit kommen sie über das Fantasieren nicht hinaus. Ihr Alltag ist trist, ihre Wohnung hässlich, ihr Sex ohne Leidenschaft. Das Leben im Untergrund haben sich die beiden anders vorgestellt. Auch in ihrer Beziehung kriselt es.

Maik (Jean-Luc Bubert) soll neuen Wind in ihre Pläne bringen. Und tatsächlich reicht es dem Neuling nicht, nur Pläne zu schmieden. Er will raus und tatsächlich Leute umbringen, was ihm viel leichter von der Hand geht als Tommi. Das Trio beginnt eine Mordserie, und während die Gewalt eskaliert, nehmen auch innere Spannungen zu: Becky lässt Tommi für Maik links liegen. Der ist einerseits eifersüchtig, andererseits fühlt es sich selbst zu Maik hingezogen …

Die Parallelen sind unübersehbar: „Wintermärchen“ ist Jan Bonnys Auseinandersetzung mit dem NSU. Dabei hat er sich von dem Trio aus Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe inspirieren lassen, Namen und biografische Details jedoch geändert. Anstatt Hintergründe und Motivation zu beleuchten, zeigt er in seinem Drama das Leben seiner Figuren als ausweglose Spirale aus Sex, Gewalt und Tristesse – um die selbsternannten Terroristen zu entzaubern. Bei Erscheinen hat „Wintermärchen“ entsprechend ein geteiltes Echo hervorgerufen. Jetzt läuft der Film erstmals im Fernsehen.

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