TV-Tipp: „Yuli“ – Biopic über den Startänzer Carlos Acosta
Die Biografie bricht mit gleich mehreren Klischees – auch, weil das Subjekt des Films sich als Erwachsenen selbst spielt.
Eine Konvention des Ballett-Biopics lautet: Ein junger Mensch wächst in einer alles andere als tanznahen Umgebung auf (Bergarbeiter! Almbauern! Kleinkriminelle!), muss sich gegen Vorbehalte durchsetzen, übersteht Rückschläge, lebt aber am Ende seinen Traum und wird ein erfolgreicher Tänzer. Icíar Bollaíns „Yuli“, die Filmbiografie des kubanischen Startänzers Carlos Acosta, bildet eine Ausnahme: Der junge Carlos wächst zwar in prekären Verhältnissen auf, sein Vater erkennt allerdings Carlos’ Talent und meldet ihn bei der Ballettakademie an. Bloß: Carlos interessiert sich überhaupt nicht für Ballett und verweigert sich der Ausbildung, wo er nur kann.
Der zentrale Konflikt ist ein innerer, kein äußerer – das erfindet das Biopicgenre nicht neu, bildet aber eine hübsche Variation des schon oft Gesehenen. Darüber hinaus arbeitet Bollaín die Stationen von Acostas Leben ab, den Angry Young Man, den Bekehrten, der in „Romeo und Julia“ die Titelrolle tanzt, schließlich den zeitgenössischen Künstler, der den Tanz als heutige Kunst neu entdeckt.
Das ist unterhaltsam gefilmt, nicht zuletzt mit Sympathie für die Tanzkunst, die Ballett nicht nur als Schauwert versteht, sondern als etwas, an dem man sich abarbeiten muss. Was auch damit zusammenhängt, dass der heute 45-jährige Acosta sich hier selbst als gereiften Künstler spielt und tanzt.