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Uncle Ho

Seit neun Jahren zählen Uncle Ho zur Speerspitze nationaler Alternative-Bands. Jetzt inszeniert das Trio aus Wuppertal seine Auflösung – mit klar betiteltem Abschiedsalbum („Everything must be destroyed“) und einer großen Tour. citymag sprach mit dem singenden Bassisten Julian Constantin und Drummer Björn Krüger über die Trennungsgründe.

citymag: Julina, Björn, was wird der 1. Januar 2004 für Uncle Ho bedeuten?

Julian Constantin: Das ist der erste Tag, an dem es die Band nicht mehr geben wird.

citymag: Wie kam es zu diesem Entschluss?

Constantin: Alles begann Anfang 2002. Wir waren unglücklich und müde. Ein Reflex folgte dem nächsten, und wir haben uns nur noch selbst zitiert. Das ging so weit, dass wir ein komplettes Album geschrieben und dann wieder verworfen haben. Wir haben nur noch Formate bedient. Wie funktioniert das Stück live? Hat dieser Song im Radio eine Chance? Von diesem Leichentuch aus Formaten wollen wir uns befreien. Jetzt orientieren wir uns an den Gedanken des Zerstörungstheoretikers William Carlos Williams.

citymag: Ist denn euer aktuelles Album „Everything must be destroyed“ schon Teil der Selbstzerstörung?

Björn Krüger: Das Album ist ein erster Befreiungsschlag. Die Musikrichtung ist nicht mehr eindeutig verortbar. Früher galten wir als Alternative-Band. Auf der neuen Platte stehen ganz unterschiedliche Stilrichtungen nebeneinander.

Constantin: Wir wollen aber weiter gehen und uns der Sucht nach Zerstörung richtig hingeben. Wenn ich mich zerstöre, um mich danach neu zu finden, habe ich ja letztlich nichts zerstört. Deswegen lösen wir uns auf.

citymag: Wollt ihr gegen die Vermarktung in der Musikindustrie protestieren?

Krüger: Nein, wir wollen nicht jammern. Wir als Uncle Ho sind genauso für die Strukturen verantwortlich wie der Chef von Sony.

citymag: Nach Uncle Ho werdet ihr also überhaupt nichts mehr im Musikbereich machen?

Constantin: Das werden wir nicht schaffen. Natürlich wäre es konsequent, wenn wir alle schon einen neuen Job in Aussicht hätten, in der Sparkasse oder als Putzfrau. Es gibt noch keine Pläne. Zumindest für einen Tag wollen wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten leben.

Interview: Carsten Schrader

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