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Und dann war alles anders: Bonnie „Prince“ Billy

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(Foto: Elsa Hansen Oldham)

kulturnews hat mit Bonnie „Prince“ Billy über den Moment gesprochen, in dem Kultur sein Leben verändert hat. Sein neuestes Album „Keeping Secrets will destroy you“ ist im August erschienen.

Im März 2020 bin ich mit dem Singer/Songwriter Jonathan Richman auf Reisen gewesen. Ich hatte erstmals in den 80ern in dem Magazin Spin von ihm gelesen und war so begeistert, dass ich sein Bild ausgeschnitten und in mein Schlafzimmer gehängt habe. Vor acht oder neun Jahren haben wir erstmals darüber gesprochen, gemeinsam aufzutreten. Diese gemeinsame Tour haben wir im März 2020 angetreten – gerade, als die Welt nach und nach runtergefahren ist. Nach einem Konzert in Connecticut haben ein Kollege und ich versucht, die Bibliothek von Yale zu besuchen, aber sie war schon geschlossen. Am nächsten Tag haben wir auf der Fahrt nach Rhode Island einen Anruf vom Promoter bekommen, dass unser Konzert an dem Abend gecancelt worden ist. Jonathan und ich haben dann eigenständig beschlossen, die restlichen Shows abzusagen.

„Mein ganzes Leben schon spüre ich eine Art Verzweiflung in mir“

In der Zeit danach hat sich alles geändert: der Blick auf die Musik, aber auch auf andere Menschen. Hier in Louisville kam kurz nach Beginn des Lockdowns heraus, dass die Polizei ins Apartment einer Frau namens Breonna Taylor eingedrungen war – ins falsche Apartment – und sie erschossen hat. Und dass dieses Vorgehen keine Ausnahme war, sondern die Regel. Bei mir hat sich das auch in meinem neuen Album niedergeschlagen: Mein ganzes Leben schon spüre ich eine Art Dringlichkeit, vielleicht auch Verzweiflung in mir. Für eine Weile hat es sich zum ersten Mal so angefühlt, als würden alle anderen Weltbürger:innen das ebenfalls spüren. Für mich war es natürlicher als bisher, meine Arbeit zu machen, weil ich darauf vertrauen konnte, dass meine Songs einen Platz finden – was ich davor immer nur hoffen konnte. Normalerweise ist es, wie eine Flaschenpost ins Meer zu werfen, aber nun hatte ich ein Selbstvertrauen, das ich nie zuvor gehabt habe. Denn die Art, wie die Leute für Menschen wie Breonna Taylor aufgestanden sind, hat für einen Moment gezeigt, dass es nicht nur möglich, sondern essenziell ist, sich anderen Menschen mitzuteilen. Auf perverse Art ist der Lockdown ein wunderbarer Moment für die globale Gemeinschaft gewesen.

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