„Versteckt die Golfschläger!“ Bartees Strange im Interview zu „Horror“
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Mit Donald Trump steht der Schrecken vor der Tür. Doch zum Glück ist Bartees Strange ein großer Horrorfan.
Bartees, dein drittes Album „Horror“ steckt voller verschiedener Einflüsse: Parliament Funkadelic, Fleetwood Mac, Neil Young und Outkast. Und dein Vater ist für diesen vielfältigen Sound verantwortlich?
Bartees Strange: Wenn du meinen Vater fragen würdest, welcher der schönste Tag seines Lebens gewesen ist, würde er sagen: Ich war dabei, als das „Mothership“ gelandet ist. Also als Parliament ihr bahnbrechendes Album veröffentlicht haben. Ich hab mich auch sofort in diesen Sound verliebt. Der Style war so virtuos und wild und schwarz.
Hast du dich kürzlich noch mal neu verliebt?
Strange: Oh ja, in Yves Tumor. Als ich „Heaven to a tortured Mind“ zum ersten Mal gehört habe, hat’s mich umgehauen. Seine Musik klingt gleichzeitig alt und neu. Und dass ich für „Horror“ jetzt selbst mit Yves Rothman zusammenarbeiten durfte, ist wirklich fantastisch.
In Ipswich, UK, geboren, in Oklahoma, USA, aufgewachsen, später in Washington D.C. für Barack Obamas Regierung gearbeitet – und jetzt Musiker. Deine Biografie ist wirklich beeindruckend.
Strange: Ich war und bin begeistert von Obama und davon, dass Amerika einen schwarzen Präsidenten gehabt hat. Mein Lebensziel war es, für ihn zu arbeiten, und mit Anfang 20 hatte ich dann diesen so gutbezahlten Job. Ich mag Politik, aber eben nicht so sehr wie die Typen dort in Washington. (lacht) Also habe ich den verrückten Traum verfolgt, Musiker zu werden. Aber was ist schon nicht verrückt?
Es wäre auf jeden Fall viel verrückter, für Donald Trump zu arbeiten. Diese Regierung muss besonders für dich als ein queerer Schwarzer Mann der Horror sein.
Strange: Es gab noch nie eine Zeit in der amerikanischen Geschichte, in der PoC sicher waren. Es wird hart, aber wir werden einen Weg finden. Auch wenn D.C. jetzt im völligen Chaos versinken dürfte.
Abhauen ist also keine Option?
Strange: Oh, Abhauen würde ich super finden – wenn Deutschland mich aufnimmt? (lacht) Ich dachte immer, dass ich mit meiner doppelten Staatsbürgerschaft eines Tages mal in die EU gehen könnte. Und dann kam der Brexit. Mein kleiner Bruder ist in Deutschland geboren, insofern wäre das meine nächste Wahl.
An einer Stelle singst du „Sometimes I don’t know where I belong“. Das fasst dieses Gefühl der Unsicherheit ganz gut zusammen.
Strange: Die Unsicherheit verschwindet nie ganz. Auch mit 35 verstehe ich immer noch nicht, was hier eigentlich los ist. (lacht) Aber das Entlastende ist doch, dass es uns allen so geht. Wir haben alle Angst. Und oft sogar vor den gleichen Dingen.
Wie etwa vor Horrorfilmen. Verrätst du mir deinen All-Time-Favoriten und einen jüngeren Geheimtipp?
Strange: „Funny Games“ ist mein absoluter All-Time-Classic. Ich liebe dieses kriechende Gefühl der Unsicherheit. Ohne diesen Film gäbe es kein „Hereditary“ und kein „Get out“. Wenn es heute bei mir an der Tür klopft, denke ich immer noch an diesen Film. Wichtigste Erkenntnis: Versteckt die Golfschläger! Und mein Geheimtipp ist „MadS“. Ein grandioser One-Shot-Zombiefilm. Normalerweise ist der One-Take das einzige Gimmick. Bei diesem Film würdest du es aber niemals erwarten. Mit dem Wissen denkst du dir nur: oh mein Gott!