Virginia Jetzt!
Sie schafften es ganz nach oben in die Charts. Trotzdem haben Virginia Jetzt! viele Gegner. Im Gespräch mit citymag suchen Sänger Nino Skrotzki und Bassist Mathias Hielscher nach Gründen.
citymag: Nino, nach eurem Debüt gab es auch böse Stimmen. Ihr wurdet als Mittelstandskinder bezeichnet, die keine wirklichen Sorgen haben. Hat euch das verletzt?
Nino Skrotzki: Wir haben ja immer gesagt, dass es uns gut geht. Das Problemwälzen würde man uns auch gar nicht abnehmen. Verletzt hat diese Kritik aber nicht, manchmal waren wir sogar sehr belustigt.
citymag: Nervt es denn nicht, dass die Leute bei euch immer ganz genau hinschauen, um Angriffspunkte zu finden?
Skrotzki: Es gab auch jetzt während des Songwritings gewisse Textzeilen, bei denen es in der Band selbst geteilte Meinungen gab. Nach außen hin ist das dann natürlich immer noch viel extremer. Für die einen ist es dann die schönste und wichtigste Zeile des Albums, andere finden, dass man das so nicht sagen kann, weil es beispielsweise Schlagertexte streift. Aber warum soll es uns enttäuschen, wenn wir solche Kontroversen erzeugen?
Mathias Hielscher: Ich fände es eher enttäuschend, wenn wir irgendwann mal eine Wahrnehmung bekommen, wie sie Tocotronic haben. Die könnten eine Platte mit Kuhgeräuschen machen, und die Leute würden von einem Geniestreich sprechen. Journalisten, die heute unsere Musik nicht gut finden, kommen meistens aus einer ganz anderen Generation als wir, die sind ja alle so alt wie die Tocos oder Blumfeld. Das ist eben so: Bei Musik macht eine Generation nicht 20, sondern vier oder fünf Jahre aus.
citymag: Mit der neuen Platte „Anfänger“ entfernt ihr euch vom Schrammel-Indie und spielt Pathospop mit Klavier und Streichern. Jetzt klingt ihr eher nach Blumfeld als nach Sportfreunde Stiller.
Skrotzki: Stimmt, aber ich bin mir sicher, dass es sehr viele Leute geben wird, die Blumfeld mögen, aber unsere Platte total schlimm finden.
Interview: Carsten Schrader