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Feels like Yesterday: „Visions“ von Norah Jones

Norah Jones Credit Joelle Grace Taylor
(Foto: Joelle Grace Taylor)

Mit ihrem neunten Soloalbum erobert sich Norah Jones die gute Laune zurück, die in den letzten Jahren gefehlt hat.

Da kann Paul McCartney noch so oft behaupten, er habe „Yesterday“ im Traum geschrieben – den Skeptiker:innen unter uns fällt es immer noch schwer, sich das vorzustellen. Aber vielleicht sind wir auch einfach zu zynisch. Immerhin outet sich jetzt auch Norah Jones als Schlafkomponistin. „Ich habe das Album ,Visions‘ genannt, ist, weil viele Ideen in der Nacht oder im Moment direkt vor dem Einschlafen gekommen sind“, sagt die Musikerin über ihre neue Platte. Und das lässt sich dann doch ziemlich leicht glauben, allerdings nicht etwa, weil die Songs sonderlich verschlafen klingen würden, im Gegenteil. Sie alle haben eine spontane, direkte Energie, als wären sie just in dem Moment entstanden, in denen man sie zum ersten Mal hört.

Genau das hat Jones vorgeschwebt, als sie mit Multiinstrumentalist und Produzent Leon Michels ins Studio gegangen ist. Ihr letztes Album „Pick me up off the Floor“ ist im Corona-Lockdown erschienen und klingt auch danach. Mit „Visions“ tanzt sich die Musikerin nun frei – buchstäblich im Song „Just wanna dance“, aber lange nicht nur dort. So singt sie nicht mehr über Herzschmerz, sondern thematisiert glückliche Liebe („All this Time“) und Akzeptanz („That‘s Life“), und mit „Paradise“ schafft sie es sogar, „Lalalalalala“-Lyrics nicht kitschig klingen zu lassen.

„Wir waren beide einfach high von der Tatsache, dass wir mit einer anderen Person gespielt haben“, sagt Jones über ihre Zusammenarbeit mit Michels, was die Wärme und den Soul, aber auch die handgemachte Atmosphäre der Stücke erklärt. „There were times when I lost my mind/But now I’m finally awake“, heißt es auf „I’m awake“, was als spirituelles Statement verstanden werden kann – aber auch als Momentaufnahme aus dem Schaffensprozess. Und nebenbei als Erinnerung an Jones’ großen Hit „Sunrise“, der erstmals vor 20 Jahren erschienen ist. Beim Hören von „Visions“ ist dann wieder schwer zu glauben, dass seitdem so viel Zeit vergangen ist.

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