Von der Heydt-Museum: Freude an der Kunst
Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal konzipiert seine beeindruckende Sammlung neu. Die Kuratorin und stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Anna Storm erläutert uns, wo da die Schwierigkeit liegt.
Frau Dr. Storm, das Von der Heydt-Museum verfügt über eine der bedeutendsten Sammlungen in Deutschland. Sie umfasst über 2 000 Gemälde, 500 Skulpturen, 800 Fotografien und 30 000 grafische Blätter. Überwiegt da eigentlich die Freude oder doch das Verantwortungsgefühl?
Ganz eindeutig die Freude! Mit einer solch wunderbaren und vielseitigen Sammlung arbeiten zu dürfen, macht großen Spaß und erfüllt mich mit Dankbarkeit und Glück. Ich genieße es sehr, im Zuge einer Ausstellungsvorbereitung die Sammlung einmal mehr zu durchforsten und entdecke immer wieder Neues. Natürlich habe ich auch eine große Verantwortung, denn es gilt, die Sammlung stets auf dem aktuellen konservatorischen und wissenschaftlichen Stand zu halten und sicher zu bewahren, damit auch die nächsten Generationen noch Freude daran haben können.
Nun machen Sie eine Ausstellung, in der Sie die Klassiker der Sammlung neu konzipieren. Das klingt nach einer Mammutaufgabe. Wie haben sich die neuen Gruppierungen der Werke unter dem Titel „Zeiten und Räume“ für Sie ergeben, als eine Art Reiseführer durch die Epochen?
Es ist wirklich eine große Aufgabe, eine solche Sammlungspräsentation zusammenzustellen, die ja nun für die nächsten Jahre stehen bleiben wird. Alleine eine Auswahl zu treffen, ist sehr schwierig, bei so vielen schönen Möglichkeiten. Daher ist das Thema der „Zeiten und Räume“ sehr hilfreich gewesen, um eine Struktur, eine Ordnung zu finden. Wir orientieren uns damit einerseits an Schwerpunkten unserer Sammlung, also beispielsweise der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts, der deutschen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts oder dem Impressionismus und Expressionismus. Andererseits lassen sich damit besonders fruchtbare Regionen und künstlerische Netzwerke aufzeigen, wie die Künstlerkolonie in Worpswede oder Paris und Berlin als große Kunstmetropolen.
Das Von der Heydt-Museum wurde schon mehrfach für sein Ausstellungsprogramm ausgezeichnet. Wie ordnen Sie Ihr Haus in der deutschen Museumslandschaft ein?
Das Von der Heydt-Museum hat eine der bedeutendsten Sammlungen Deutschlands und gehört zu den international renommierten deutschen Kunstorten. August von der Heydt hat schon kurz nach der Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert moderne Kunst gefördert und für das Museum gesammelt, das ist der Grundstein unserer heutigen Bestände. In den letzten Jahren haben wir die eigenen Bestände verstärkt in den Blick genommen und daraus Ausstellungen realisiert, die mit immer anderen Themen die Vielfalt des Hauses und die Breite der Sammlung demonstriert haben. Das ist nicht nur für die eigene Forschung und wissenschaftliche Aufarbeitung der Bestände ein großer Gewinn, sondern auch ein nachhaltiges Konzept, das bei uns sehr erfolgreich ist.
Wuppertal hat mit der Schwebebahn, dem Tanztheater Pina Bausch und dem Von der Heydt-Museum drei überregional ausstrahlende Attraktionen. Ist Wuppertal das neue Berlin, wie es unlängst Die Zeit schrieb?
Wuppertal hat in jedem Fall großes Potenzial. Hier entwickelt sich gerade sehr viel, eine junge und breit aufgestellte Kunst- und Kulturszene, viele Off-Locations, die die Stadt sehr lebendig und lebenswert machen.
Immersive Ausstellungen sind zurzeit voll im Trend und scheinen gekommen zu sein, um zu bleiben. Können Sie solche digitalen Elemente in eine feste Sammlung einbauen?
Wir haben bereits mit immersiven Elementen im Rahmen einer Sonderausstellung gearbeitet und damit gute Erfahrungen gemacht. In der neuen Sammlungspräsentation plane ich allerdings kein immersives Tool. Sehr beliebt bei unserem Publikum ist unser Multimediaguide für das eigene Smartphone, den es auch wieder zur Sammlung geben wird. Diesmal mit einem besonderen Audioguide.
Aus den ganzen Kunstwerken der Ausstellung: Was ist Ihr liebstes Werk?
Es fällt mir immer schwer, ein Lieblingswerk auszuwählen, weil es so viele beeindruckende Gemälde in der Museumssammlung gibt. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich mich aber für eine kleine, selten gezeigte Landschaft von Ferdinand Hodler entscheiden.
Interview: Volker Sievert