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Wednesday über „Bleeds“: Oben angekommen

Wednesday
(Foto: Martina Gonzalez Bertello)

Laut Frontfrau Karly Hartzman ist „Bleeds“ das beste Wednesday-Album bisher – und das, obwohl gerade ganz schön viel auseinanderfällt.

Karly, „Rat saw God“ war das bisher erfolgreichste Wednesday-Album und hat in vielen Köpfen ein Bild von euch als Band etabliert. Hat das den Nachfolger „Bleeds“ irgendwie beeinflusst?

Karly Hartzman: Nein, ich versuche, mich von so was nicht berühren zu lassen. Bei jedem Album ist das Ziel, einfach gute Songs zu schreiben. Hoffentlich werde ich mit jedem Mal besser, sowohl darin, mein Instrument zu spielen, als auch, meine Gedanken auszudrücken. Und natürlich rücken wir als Band enger zusammen, wir spielen nun seit zehn Jahren gemeinsam.

Trotzdem hast du über „Bleeds“ gesagt, dass es so klingt, wie Wednesday schon immer klingen sollten.

Hartzman: Als ich am College angefangen habe, Musik zu machen, hatte ich keine formale Ausbildung oder so. Aber schon damals hatte ich eine Art Standard im Kopf, den ich eines Tages erreichen wollte. Ich habe das Gefühl, dass ich das jetzt zum ersten Mal wirklich geschafft habe. „Bleeds“ ist das Album, das ich machen wollte, bevor ich andere Stile ausprobiere oder krasse Experimente wage. Ich bin wirklich und wahrhaftig stolz darauf – vor allem darauf, wie ich mich als Songwriterin weiterentwickelt habe.

Welche Rolle schreibst du dir selbst als Songwriterin zu?

Hartzman: Es gibt genug Songs auf der Welt, um alles abzudecken, von Eskapismus bis Sozialkritik. Ich würde nie behaupten, dass ich Expertin für irgendwas bin, wenn es etwa um den Süden der USA geht. Insgesamt versuche ich einfach, den Ort, wo ich herkomme, menschlich erfahrbar zu machen – gerade heutzutage, wo dieser Ort so voller Kontroversen und Hass ist. Denn es passieren ja auch viele schöne Dinge hier, und die meisten Leute erreichst du mit einem eingängigen Song.

Wie ist es, in einer Americana-Band zu spielen, während das Wort Amerika immer weiter an Glanz verliert?

Hartzman: Mehr Konservatismus hat auch immer schon mehr Punk bedeutet. Natürlich sind wir keine Punkband, aber wir teilen die Werte des Punk – Antikapitalismus, Antifaschismus, das übersteigt Genregrenzen. In Zeiten wie diesen hast du als Musiker:in die Verantwortung, irgendwie gegen die ganze Scheiße vorzugehen: Es muss nicht einzig und allein deine Identität ausmachen, aber es ist schon wichtig. Vor allem, wenn du im Süden bist wie wir, im Herzen des Ganzen.

„Wasp“ ist euer bisher punkigster Song. Ist er mit diesem Hintergedanken entstanden?

Hartzman: In „Wasp“ geht es eher um meine gestörte Beziehung zu meinem Körper und meine Wut darüber. Es war einer der letzten Songs, die ich für das Album geschrieben habe. Wir haben ihn etwa einen Monat aufgenommen, nachdem ich und unser Gitarrist Jake sich getrennt hatten. Das Ende der Beziehung hatte viel mit einem Körperverhältnis zu tun und das wiederum mit dem ganzen Stress, den das Touren verursacht. Mit „Wasp“ habe ich all diese Frustration rausgelassen.

Jake alias MJ Lenderman ist ja auch als Solokünstler erfolgreich und hat unlängst bekannt gegeben, dass er nicht mehr mit Wednesday touren wird, aber im Studio dabei bleibt. Hängt das auch mit eurer Trennung zusammen?

Hartzman: Wir haben uns während der Arbeit am Album getrennt, was vielen Songs im Nachhinein einen prophetischen Charakter gibt, den ich damals gar nicht bemerkt habe. Aber Jake ist immer noch Teil der Band und würde weiter mit uns touren, wenn es zeitlich machbar wäre. Er ist so lange mit dem MJ-Album unterwegs gewesen, er braucht mal eine Pause.

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