„Wenn der Herbst naht“: Die Mutter, das gefährliche Wesen?

In François Ozons schwarzer Komödie „Wenn der Herbst naht“ können Pilze giftig sein. „Ein Genuss“, sagt Volker Sievert zu diesem Film, der jetzt in den Kinos läuft.
Über 20 Jahre ist François Ozons Durchbruch mit „8 Frauen“ nun schon her, und der französische Regisseur hat sich seitdem zu einer eigenen Marke entwickelt – und mit seinem neuen Film „Wenn der Herbst naht“ auch zum Nachfolger von Großmeister Claude Chabrol.
Wo dieser sich an der Bourgeoisie abarbeitete, widmet sich Ozon hier niedrigeren Gesellschaftschichten. Michelle (Hélène Vincent, „Alles außer gewöhnlich“) verbringt ihren Ruhestand in einem Dorf im Burgund. Als ihre ihr entfremdete Tochter Valérie (Ludivine Sagnier, „Franklin“) zu Besuch kommt, vergiftet Helen sie aus Versehen fast mit selbstgepflückten Pilzen. Valérie meint, es war Absicht und entzieht Helen den Zugang zu ihrem Enkel Lucas. Als Vincent (Pierre Lottin, „Die leisen und die großen Töne“) der Sohn von Helens bester Freundin, aus dem Knast entlassen wird, mischt er sich in den Zwist ein – mit fatalen Folgen … Welches Geheimnis belastet das Verhältnis von Mutter und Tochter? Und würde Helen nicht vielleicht doch den geliebten Enkel gegen die schwierige Tochter tauschen wollen? Genüsslich seziert Ozon in leuchtenden Herbstfarben die Abgründe und den diskreten Charme der ländlichen Pseudo-Bourgeoisie; seine schwarze Komödie schnurrt dabei wie ein Uhrwerk, souverän, spannend, meisterlich. Ein Genuss.