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„What a Relief“ von Katie Gavin: Auf Liliths Spuren

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Autosave-File vom d-lab2/3 der AgfaPhoto GmbH (Foto: Alexa Viscius)

Mit ihrem Solodebüt orientiert sich MUNA-Mitglied Katie Gavin an legendären Countrysängerinnen – holt den Sound aber dank queerem Empowerment in die Gegenwart.

Wenn Katie Gavin ihr erstes Soloalbum als „Lilith Fair-Core“ bezeichnet, ist womöglich eine kurze Erklärung angebracht. Das Event, eine Mischung aus Festival und Tournee, wurde in den 90er-Jahren von Sarah McLachlan ins Leben gerufen, die frustriert davon war, dass bei anderen Festivals nie zwei weibliche Acts hintereinander auf der Bühne standen. Lilith Fair war das radikale Gegenprogramm: Ausschließlich Solokünstlerinnen und Bands mit Frontfrau traten auf, der Name war eine Referenz an den Mythos von Adams erster Frau Lilith.

Gavins Berufung auf das Festival ist natürlich ein politisches Statement – eins, das kaum überrascht, wenn man mit ihrer Band MUNA vertraut ist. Zugleich könnte Lilith Fair auch als Inspiration für den Sound ihres Solodebüts gedient haben – und zwar eher das Original aus den 90ern als das missglückte Revival von 2010, als mehrere Headlinerinnen abgesprungen sind und die Tournee abgekürzt wurde. Denn statt des Powerpops, den Muna-Fans gewohnt sind, findet sich auf „What a Relief“ ein Klangbild, das an Lilith-Fair-Acts wie die Chicks oder Emmylou Harris erinnert – wobei man nicht vergessen sollte, dass gleich im ersten Jahr auch schon Fiona Apple dabei war. Und dass immer mal wieder Phoebe Bridgers anklingt, ist keine Überraschung, ist die Platte doch auf deren Label Saddest Factory erschienen.

Mit Pedal Steel, zweistimmigem Gesang und sogar Fiddle singt Gavin über Liebe, Wachstum und queeres Empowerment. Schnell stellen sich dabei die Texte als Highlight heraus: Gavin ist eine countryeske Geschichtenerzählerin, versteckt sich aber nie hinter fiktiven Szenarien, sondern kehrt ihr Innerstes nach außen. Bei „The Baton“ besingt sie die Beziehung zu ihrer Mutter und die hypothetische zu der Tochter, die sie nicht hat, in „Sketches“ treibt sie eine simple Metapher – das Leben, das sich immer nur skizzieren lässt – gekonnt auf die Spitze. Und in „Keep walking“ wird dann auch klar, worauf genau sich die Erleichterung im Titel bezieht. Wenig überraschend ist es ein komplexes Gefühl: „What a relief/To know that some of this was my fault/I am not a victim after all“, denkt sich Gavin nach dem Ende einer Beziehung.

Im Kern, sagt Gavin selbst, geht es auf der Platte darum, wie sie gelernt hat, ihre internen Hindernisse aus dem Weg zu räumen: „Muster der Isolation oder sogar Langeweile mit der wirklichen Arbeit der Liebe“, wie die Sängerin sie nennt. Klingt nicht unbedingt aufregend, doch genau das macht „What a Relief“ aus: die Gratwanderung zwischen dramatischen Emotionen und gleichzeitiger Reflexion, ja Weisheit. Katie Gavin ist übrigens zu jung, um bei den Original-Inkarnationen von Lilith Fair dabei gewesen zu sein – hat aber offenbar trotzdem schon mehr als genug erlebt, um einiges zu erzählen zu haben.

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