„White Noise“, „Pink Noise“, „Brown Noise“: Deshalb boomen Geräusche zum Entspannen
Auf Spotify, YouTube, SoundCloud und Co. lebt ein alter Trend neu auf: Er heißt „White Noise“. Es gibt ihn auch in pink und braun. kulturnews hat reingehört.
Der Begriff „White Noise“ entspringt ursprünglich der Wissenschaft, genauer der Stochastik als Teildisziplin der Mathematik. Gemeint ist das Weiße Rauschen, ein konstantes, monotones Geräusch in einem bestimmten Frequenzbereich, das sich ein wenig so anhört wie Nebel und Wind, wenn in einem Fantasy-Film eine Figur durch düstere Lande marschiert. Oder wie ein Radio, das auf eine unbespielte Frequenz eingestellt ist.
Das bessere Störgeräusch: Hintergrundlärm ausblenden mit weißem Rauschen
Aber warum werden Audiofiles und Videos, in denen für Stunden nicht mehr als Rauschen zu hören ist, plötzlich wieder millionenfach geklickt? Typischerweise entsteht weißes Rauschen schließlich auch in unserer Alltagsumgebung durch Klimaanlagen, Luftreiniger oder einen Ventilator. Trotzdem gibt es inzwischen sogar speziell entwickelte Maschinen zur Erzeugung der Entspannungsgeräusche, wie tragbare Klanggeneratoren, die gerne mit integriertem Nachtlicht oder in schicker Holzoptik verkauft werden.
Rauschen in bestimmter Frequenz entspannt den gestressten Menschen anscheinend so sehr, dass es bei fast jedem funktioniert. Der Grund: Eine gemeinsame Hoffnung, nämlich endlich zur Ruhe kommen. Vor allem jetzt im digitalen Zeitalter, wo wir alle nicht nur unzähligen visuellen Reizen, sondern im Zuge der wachsen Städte, Verkehrsadern und uns umgebenden Industrie auch immer mehr Lärm ausgesetzt sind.
„White Noise“, „Pink Noise“ und „Brown Noise“ funktionieren wie eine Art besseres Gegenstörgeräusch. Weißes Rauschen wird zuweilen auch im Bereich der Tinnitustherapie eingesetzt. Sich durch das ruhige Rauschen zu entspannen, funktioniert bei Babys hingegen wohl besonders gut, wie zahlreiche Elternratgeber und Blogs versprechen. Es wirkt aber auch bei Erwachsenen zum Einschlafen, beim Lernen für die Uni oder zur Konzentrationsförderung beim Arbeiten.
„White Noise“, „Pink Noise“, „Brown Noise“ – Was ist der Unterschied?
Gerne wird für die Beruhigung von Säuglingen auch das Rosa Rauschen angepriesen, das durch weniger komplizierte Mathematik entsteht als weißes Rauschen.
Im Grunde ist rosa Rauschen aber weißes Rauschen, bei dem die höheren Frequenzen in der Intensität bloß heruntergedreht sind. Und mit dem Rosa im Namen klingt es eben auch niedlicher. Ähnlich sieht es mit dem etwas tiefer klingenden Braunen Rauschen aus – hat offenbar alles denselben Effekt.
Die Trendwende, die keine ist
Dass wie auch immer gefärbtes Rauschen in seiner Monotonie Menschen beruhigt, wird aktuell durch massiv wachsende Klickzahlen auf den einschlägigen Musik- und Videoplattformen bestätigt. Die stundenlang ununterbrochen andauernden Tracks und Videos, gerne mit verträumten Grafiken oder Videosequenzen untermalt, erleben einen regelrechten Boom. Dabei ist das Phänomen schon seit den 1980ern bekannt.
In den Kommentaren spiegelt sich wider, warum so viele Menschen plötzlich wieder auf „White Noise“, „Pink Noise“ und „Brown Noise“ anspringen. Oder auf Entspannungsmusik und -geräusche generell. Viele der Menschen in den Kommentaren berichten von Schlaflosigkeit. Andere sehnen sich einfach nach einem Ausweg aus der gewohnten, stressigen Geräuschkulisse, denn auch leise prassender Regen, Meeresrauschen oder das Geräusch eines Wasserfalls erfreuen sich auf den Soundplattformen großer Beliebtheit. Dazu gibt es oft auch schöne, friedliche Bilder; besonders gerne werden Weltraumaufnahmen und Naturmotive jeweils passend zum Geräusch gezeigt.
Kurzum: Abschalten und zumindest einen Moment das Gefühl haben, dass die Welt um uns herum mal etwas leiser, gleichmäßiger und damit irgendwie ein bisschen mehr in Ordnung ist, kommt einfach nie aus der Mode.