„White Riot“ von Joe Thomas

„White Riot“ von Joe Thomas ist der erste Teil einer Trilogie über die 80er in London, den Thomas kenntnisreich politisch und popkulturell verdichtet und dabei reale Charaktere für seinen verstörenden Polizeikrimi fiktionalisiert.
„White Riot“ ist unsere Krimiempfehlung der Woche.
Wo in den 60er-Jahren die Hippies noch in peace, love and happiness schwelgten und es lustvoll swinging war, schwingen Ende der 70er enthemmte Bobbys öfter mal die Schlagstöcke. Bei Anti-Rassismus-Konzerten kommt es auf Londons Straßen vermehrt zu Ausschreitungen. Homophobie und Fremdenhass haben sich in die Köpfe der weißen Mittelschicht gebrannt, die sich zunehmend abgehängt fühlt, die rechtsextreme National Front zündelt gegen das sogenannte linke Pack. Ein Brandbeschleuniger: Margaret Thatcher, die glaubt, Gewerkschaften und die regulierte Wirtschaft brauchen einen kräftigen Tritt in den Hintern.
Joe Thomas zieht uns mit dem ersten Band seiner Trilogie gnadenlos in die Ära der eisernen Lady, die er kenntnisreich politisch und popkulturell verdichtet und dabei reale Charaktere für seinen verstörenden Polizeikrimi fiktionalisiert. Mitten in den turbulenten Riots versucht Detective Constable Noble den vermeintlichen Selbstmord des Schwarzen Colin Roach aufzuklären. Dazu muss er dem verdeckten Ermittler Patrick und der Fotojournalistin Suzi vertrauen und bekommt die raue Seite seiner Law-and-Order-Kollegen zu spüren. Joe Thomas begeistert mit einem Zeitporträt, das mit seiner Detailbesessenheit und Wucht zugleich Gefahr läuft, zu überfordern. Wer trotzdem möchte, kann sich anhand der zahlreichen Verweise im Anhang noch mehr in diese ungemütliche Zeit vertiefen. Oder, hey, einfach mal wieder die alten Clash-Alben hervorkramen.
Mit „White Riot“ hat es Joe Thomas auf unsere Liste der besten Krimis im Juli 2025 geschafft.