Wie neu verliebt: „EON“ von Pete Philly & Perquisite
Wiedersehen macht Freude – vor allem nach 15 Jahren: Mit seinem Album „EON“ feiert das niederländische HipHop-Duo ein fulminantes Comeback.
Heute wissen Pete Philly und Perquisite ganz genau, was gemeint ist, wenn davon gesprochen wird, dass man etwas erst zu schätzen weiß, wenn es weg ist. Lange Zeit war das niederländische HipHop-Duo untrennbar: Rapper und Produzent, ein Herz und eine Seele. Die im Januar 2004 veröffentlichte „Mindstate“-EP und das gleichnamige darauffolgende Debütalbum wurden zum Überraschungserfolg: BBC-Airplays sowie Verkäufe in ganz Europa, Amerika und Japan. Der Startschuss einer intensiven Karriere.
Geprägt vom warmen Soul und HipHop der 90er-Jahre, war es den beiden Kumpels stets ein Anliegen, ihren Fans eine möglichst organische Liveshow zu bieten – und auch dieser Plan ist aufgegangen. Gemeinsam mit einer Liveband wurden Südafrika, Japan, halb Europa und die USA unsicher gemacht, Preise abgesahnt und nebenbei ein zweites Album veröffentlicht. Aber wie schon Nelly Furtado zur gleichen Zeit feststellen musste: „All good things come to an end“. Und so war für Pete Philly & Perquisite nach ausgiebiger Tour 2009 erst einmal Schluss. Bis heute.
„EON“ von Pete Philly & Perquisite: warmer HipHop à la Anderson Paak
Knapp 15 Jahre nach ihrer Trennung und einige Soloanläufe später haben die beiden Mittvierziger nun wieder zueinander gefunden und mit „EON“ ihr drittes Album veröffentlicht, das zwar an den Sound der zwei Vorgänger anknüpft, doch vor Ideenreichtum und purer Freude überquillt. Ein lupenreines Comeback. Eines, das ganz ohne vorsichtiges Abtasten und Zaudern auskommt. Als hätte sich das Duo Hals über Kopf neu verliebt, droht „EON“ vor Lust zu explodieren.
Wie eine Ketchupflasche, die nun lange genug kopfüber im Kühlschrank gewartet hat und nach mehrmaligem Klopfen im Schwall ausläuft. Immerhin wird auf dem euphorisch-souligen Poprap-Song „Hot Sauce“ die allesbessermachende Begleitsauce gefeiert, deren Verfallsdatum noch nicht überschritten zu sein scheint. Zumindest rühren Pete Philly & Perquisite wieder ihre aus den Nullerjahren bekannte Cocktail-Sauce aus Soul, Jazz und HipHop zusammen. Und ohne es je kaschieren zu wollen, lehnt sich das Duo dabei in den Pop. Die Maxime: „Good Vibes“. Smoother Soulrap, organischer 2000er R’n’B, Bläsersätze wie eine Sommerbriese und echte Kopfnicker. Ein Stil, den man so nur von Outkast, den Fugees oder Anderson Paak gewohnt ist. „Life is a breeze“, heißt es im Opener „Enter“. Das bestimmende Gefühl dieses Albums: Endlich hat man wieder zueinandergefunden.