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Mord vor Alpenpanorama

Magenta TV zeigt mit „Wild Republic“ eine deftige Abenteuerserie. Junge Kriminelle verstecken sich in der Wildnis vor der Polizei.

Als die Gruppe Jugendlicher im Bus in die Berge fährt, weiß man noch nicht, dass hier allesamt Vorbestrafte im Rahmen einer Resozialisierungsmaßnahme in die Wildnis verfrachtet werden. Dort sollen sie unter Anleitung lernen, eine Gemeinschaft zu bilden, die hier nur zurechtkommt, wenn sich einer auf die andere verlassen kann. Doch schon während der Fahrt und spätestens am Ausgangspunkt für den Marsch in die Alpen stellt sich heraus: Hier gibt es keine Gemeinschaft. „Wild Republic“ ist ist eine Mischung aus Abenteuer- und Dramaserie, produziert von MagentaTV gemeinsam mit Arte, WDR, SWR und One.

Aus der Erlebnispädagogik wird aber nicht nur ein Alptraum. Schon bald gibt es die erste Leiche, und alle verdächtigen einander. Während Can (Aaron Altaras) seine Probleme mit Gewalt zu lösen versucht und auch schnell des Mordes verdächtigt wird, versucht Ron (Merlin Rose) zumindest, eine Struktur in die Truppe zu bringen. Justin (Béla Gabor Lenz) ist dabei sein ärgster Gegner, der Egoist ist nämlich im Nebenberuf noch Psychopath. Er veranlasst auch gleich zu Beginn, dass die Sozialarbeiterin Rebecca (Verena Alternberger) gefesselt wird und das Satellitentelefon abgeben muss. Warum wer wie agiert, bleibt im Verborgenen, lediglich Rückblenden zeigen auf, welchen Dreck die Einzelnen am Stecken haben, wie sie ticken und welche Interessen sie in der Folge haben könnten.

Doch eines eint die disparate Gruppe von „Wild Republic“: Sie haben alle Angst vor der Strafverfolgung. Weil nicht klar ist, wer den Mord begangen hat, befürchten sie, wegen einer Tat verurteilt zu werden, für die sie nichts können. Derweil sind ihnen die Polizei und mit Lars Sellien (Frank Hartwig, „Der Pass“) auch der Psychologe und Leiter des Projekts auf den Fersen. Sellien hatte noch kurz vor Beginn des Projekts Streit mit seiner Freundin Rebecca. Er war von ihr vor der Reise in die Berge informiert worden, dass sie schwanger ist, und hatte sich bei seiner Reaktion alles andere als ruhmreich verhalten.

Man kann die Serie „Wild Republic“ nach Sichtung der ersten beiden Folgen als spannend und actionlastig loben, allerdings sind die Charaktere nur grob ausgeleuchtet. Selbst die Rückblenden zeigen die Psycholgie der Personen nur holzschnittartig, von der Gruppendynamik in der Wildnis ganz zu schweigen. Den Regisseuren Markus Goller („24 km/h“) und Lennart Ruff (Studenten-Oscar für „Nobeco“) gelang es nicht, gemeinsam mit den Autoren Arne Nolting, Jan Martin Scharf („Club der roten Bänder“und Klaus Wolfertstetter („Milk & Honey“) den Plot stimmig umzusetzen. Klar kann das nach zwei Folgen eines Achtteilers nur unter Vorbehalt gesagt werden, doch wahrscheinlich ist es nicht, dass die Figuren bei immer mehr Action an Tiefe gewinnen. Und Action ist vorhergesagt, dafür sorgen die Polizei, die Kriminellen, der unbekannte Mörder und nicht zuletzt auch die Natur. jw

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