Zum Inhalt springen

Yeasayer: Amen & Goodbye

Yeasayer – I Am Chemistry from Mute on Vimeo.

Spannende Experimente und drei Überhits: Mit „Amen & Goodbye“ gehen Yeasayer auf Sinnsuche.

Natürlich kommt die Brooklyner Band Yeasayer auch beim vierten Album nicht ohne Experimente aus. Für „Amen & Goodbye“ zieht das Trio in die Wildnis von Upstate New York, um in einem auf einer Farm untergebrachten Studio ganz retromäßig auf Tape aufzunehmen. Daheim in New York werden die Bänder dann natürlich wieder zerschnippelt, Joey Waronker von Atoms For Peace trommelt über die elektronischen Beats, und der Gastgesang von Suzy Roche wird bis zur Choranmutung vervielfacht.

Am Ende ist „Amen & Goodbye“ ein Konzeptalbum, das sich kritisch mit Religionen und spiritueller Sinnsuche auseinandersetzt, ohne dabei Esokitsch zu bemühen. Natürlich gibt es auch beim 101. Durchlauf noch Details zu entdecken, doch so verschwurbelt die Platte auch sein mag, verlieren Yeasayer trotzdem nie die Eingängigkeit aus dem Blick. Mindestens drei Überhits hat „Amen & Goodbye“ zu bieten: „Half asleep“, die Vorabsingle „I am Chemistry“ und das halbballadeske „Cold Night“, mit dem sie den Selbstmord eines engen Freundes verarbeiten.

Während der Aufnahmen eines religionskritischen Albums bekam das New Yorker Trio Yeasayer ein Paket – mit drei abgetrennten Köpfen.
Chris Keating von Yeasayer im Interview

Chris, bei dem Titel „Amen & Goodbye“ befürchtet man, das vierte Yeasayer-Album ist gleichzeitig auch das letzte …

Chris Keating: Es stand schon die Frage im Raum, ob wir nach so vielen Jahren immer noch die Kraft haben, mit hundertprozentiger Energie an neuen Sounds zu arbeiten. Die Zweifel sind ausgeräumt, aber der Titel passt trotzdem, da es in den neuen Songs um spirituelle Fragen geht. Wir sind weder religiös nach anfällig für Esoquatsch, aber wir wollten wissen, warum so viele Menschen auf Religionen setzen, um eine Identität und Hoffnung zu finden.

Für die Aufnahmen seid ihr zunächst raus aus New York, um euch ein Studio auf dem Land zu mieten. Habt ihr es als Zeichen von oben interpretiert, dass es ins Studio reingeregnet hat und ihr fast alle Bänder verloren habt?

Keating: Ach was, Zufälle und Katastrophen sind für unseren kreativen Prozess extrem wichtig. Wir haben die Songs rekonstruiert und dabei völlig umgekrempelt, indem etwa Joey Waronker von Atoms For Peace über die elektronischen Beats Schlagzeug gespielt hat. Am Ende haben wir sogar potentielle Singles zugunsten des Albumkonzepts geopfert.

Das Konzept ist ausgefeilt bis hin zum Artwork, für das der kanadische Künstler David Altmejd extra Skulpturen angefertigt hat.

Keating: Ich hatte ihm Musik und eine Liste mit 30 Personen und fiktiven Figuren geschickt, die für uns wichtig waren. Monate später bekamen wir plötzlich ein Paket, in dem drei Köpfe lagen. An die Liste hat er sich am Ende nicht gehalten – aber inzwischen liebe ich seine Geschöpfe auch viel mehr.

Beitrag teilen: