Zadie Smith: Swing Time
Sprachlich ist „Swing Time“ vielleicht nicht Zadie Smiths bestes Buch – doch es wirkt am längsten nach.
In ihrem neuesten Roman „Swing Time“ erzählt Zadie Smith von zwei Freundinnen, die in ihrem Londoner Arbeiterviertel der 80er nicht nur der Traum von einer Musicalkarriere eint, sondern auch die Tatsache, dass sie jeweils ein Elternteil mit weißer und mit schwarzer Hautfarbe haben. Doch während Tracey zumindest kurzzeitig als Tänzerin bestehen kann, muss die namenlose Ich-Erzählerin einsehen, dass ihr Talent nicht reicht. Stattdessen wird sie die persönliche Assistentin der despotischen Popsängerin Aimee, die mehr als deutlich an Madonna angelehnt ist: Mit ihr reist sie um die Welt und hilft ihr bei dem Charityprojekt, in einem westafrikanischen Land eine Mädchenschule aufzubauen. Doch als sich die Erzählerin nach mehr als zehn Jahren ohne Privatleben und eigene Identität mit der Musikerin überwirft, kehrt sie in ihr altes Viertel zurück und trifft auf Tracey, die inzwischen drei Kinder von drei verschiedenen Männern hat und der Sozialbausiedlung eben doch nicht entkommen ist … Sprachlich ist der fünfte Roman ganz sicher nicht Zadie Smiths bestes Buch – da hat sich die 41-jährige Autorin die Messlatte selbst zu hoch gelegt, ganz besonders mit dem Vorgänger „London NW“. Trotzdem wirkt „Swing Time“ länger nach als all ihre Veröffentlichungen zuvor: Um so komplexe Gedanken zu Herkunft, Identität und Hautfarbe zu diskutieren, um so intelligent über über feministische Mütter, abwesende Väter und den islamischen Fundamentalismus in Afrika zu fabulieren – dafür würden andere Autorinnen ein Lebenswerk veranschlagen. (cs)
Zadie Smith Swing Time
Kiepenheuer & Witsch, 2017
638 S., 24 Euro
Aus d. Engl. v. Tanja Handels