„Zikaden“: Von Überforderung und Solidarität
Regisseurin Ina Weisse bringt ihren neuen Film „Zikaden“ mit Nina Hoss und Saskia Rosendahl in den Hauptrollen in die Kinos.
Ina Weisse zeigt mit „Zikaden“ ein Problem auf, das viele Kinder von Eltern habe, die plötzlich pflegebedürftig sind: Das Leben gerät vollkommen aus dem Tritt, wenn man sich auch nur einigermaßen um die Eltern kümmern möchte. Jetzt im Kino.
Der Sommer lässt die brandenburgische Provinz in hellen Farben leuchten: das Schilf am Badesee, die Dorfstraße und die Backsteinvilla im Bauhaus-Stil des einst erfolgreichen und nun betagten Architekten. Er und seine Frau benötigen seit seinem Schlaganfall Unterstützung. Tochter Isabell (Nina Hoss), eine Maklerin von Luxusimmobilien, ist aus Berlin angereist, aber heillos überfordert. Fast beiläufig schildert Regisseurin Ina Weisse (Schauspielerin in „Werk ohne Autor“ und „Das Netz – Prometheus“, deren aus dem Fugen geratenes Leben. Isabells Ehe mit ihrem französischen Gatten (Vincent Macaigne) liegt im Argen, und ihre Eltern hegen Erwartungen, die sie nicht erfüllen kann. Auch Anjas Leben läuft nicht rund. Die alleinerziehende Mutter kämpft sich durch ihre Jobs und kann dennoch ihrer Tochter kaum etwas bieten. Ungeachtet der Klassenunterschiede entwickeln Anja (Saskia Rosendahl) und Isabelle eine zwischen Solidarität, Zuneigung und Kalkül oszillierende Freundschaft. Anders als in ihrem letzten Film „Das Vorspiel“ fehlt es Weisses neuer Regiearbeit jedoch an dramaturgischer Spannung. In „Zikaden“ geht alles leiser und zurückhaltender zu, und Nina Hoss und Saskia Rosendahl kommunizieren selbst ohne Worte intensiv. Der überraschende Kipppunkt ist zugleich der Schlussakkord, und irritiert dadurch umso mehr.
