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Zweite Staffel „Arcadia“: Frisst die Revolution ihre Kinder?

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Cato Christiaans (Monic Hendricks) hat genug. (Foto: WDR/jonnydepony/Maarten De Bouw Photography)

Auf One ist ab jetzt die 2. Staffel des dystopischen Near-Future-Dramas „Arcadia“ zu sehen, in der ARD-Mediathek kann die Serie gestreamt werden.

Ohne sich groß mit Recaps aufzuhalten, setzt Staffel 2 der dystopischen Near-Future-Serie „Arcadia“ unmittelbar dort ein, wo die erste aufhörte. Und wie es das Genre erfordert, gerät das System Arcadias und des Bürgerscores weiter ins Wanken. Während Alex und Jaak wegen Mordverdachts verhaftet werden, schleust Milly ihre Schwester Hanna heimlich in die Außenwelt zu Vater Pieter. Dort reift der Plan, das Kontrollinstrument zu vernichten, indem alle Scores auf Null gesetzt werden. Währenddessen kämpft die „Hüterin“, die autokratische Herrscherin des Systems, um ihren dauerhaften Machterhalt und Unabhängigkeit vom Verwaltungsrat. Dabei schreckt sie vor nichts zurück und ist auf alle Versuche, ihre Widersacher:innen außer Gefecht zu setzen, vorbereitet …

Optimistisch fühlt sich besser an

Schnell wird klar: Es bleibt komplex in der zweiten Staffel von „Arcadia“. Erneut nimmt die Serie sich viel Zeit, um dem Publikum die Übersicht über die diversen Handlungsstränge zu erhalten. Mehr charakter- als handlungsgetrieben, werden Explosionen (auch im übertragenden Sinne) spärlich eingesetzt. Das hat, gepaart mit der monochromen Szenerie, manchmal einen Hang zum Plätschern. Dabei ist es eigentlich gerade der Backdrop des Benelux-Brutalismus, der mit gedeckten Stahlfarben oder gleich ganz nackten, himmelhohen Wänden das Entmenschlichungsbestreben des Systems im wahrsten Sinne zementiert.

Auch das Kostümbild überzeugt: Die Klamotte des gesamten Casts besteht aus annähernd zeitgemäßen Schnittmustern, gleichzeitig sind die Unterschiede zur heutigen Garderobe so augenfällig, dass sie wie plausible modische Entwicklungen der nahen Zukunft wirken. Hier ein paar asymmetrische Knopfleisten, dort ein paar fehlende Ärmel, drüben ein kunstwollener Lagenlook. Das passt bestens zum Retro-Futurismus der Serie und könnte in alternativen 1980ern ebenso getragen worden sein wie in den 2030ern getragen werden.

Ganz ohne Geschmäckle kommt „Arcadia“ letzten Endes allerdings nicht aus: Showrunner De Schepper gab schon zur Premiere der ersten Staffel an, sich Inspiration von Stasi-Überwachung und chinesischem Sozialkredit-System geholt zu haben – um seine Serie, anders als die Geschichte es gezeigt hat, dann doch (Spoiler!) auf einer versöhnliche Note enden zu lassen. Das mögen manche naiv nennen. Optimistisch fühlt sich aber besser an.

Arcadia“, das ist eine Kooperation der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Belgiens, Deutschlands und der Niederlande – und die erste dieser Größe. Schon 2023 hat die erste Staffel Maßstäbe gesetzt, was die ausnahmsweise mal zentraleuropäische Perspektive auf eine Near-Future-Dystopie anging. Die acht Folgen der Fortsetzungsstaffel sind am 15. August ab 20.15 Uhr in der ARD-Mediathek und ab 21.15 Uhr als Binge auf One zu sehen.

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