Zweite Staffel „Extraordinary“ bei ZDFneo: Super(p)aua!

99 Probleme, aber Superkraft ist keins: In einer Welt voller Held:innen geht Jens Normalo-Wahnsinn in die zweite Runde der Serie „Extraordinary“.
Zwei Jahre ist es her, dass die britische Young-Adult-Sci-Fi Serie „Extraordinary“ auf Disney+ an den Start ging. Als „amüsante Teenie-Komödie“ gelobt, wurde sie bald um eine zweite Staffel verlängert – und mittlerweile abgesetzt. Die Gründe dafür sind für das Publikum ab sofort auf ZDFneo und in der ZDF-Mediathek zu sehen.
Der Plot: Jen lebt in einer Welt, in der Erwachsene um ihren 18. Geburtstag herum eine Superkraft entwickeln. Jede:r Erwachsene bis auf eine: Protagonistin Jen ist mittlerweile 25 und hat weiterhin keine erkennbare Power. Auch ansonsten verläuft ihr Leben wenig glamourös: Die Liebe liegt brach, sie jobbt in einem Laden für Kostüme und Geschenkartikel – nicht gerade die Karriere, die ihr vorschwebte. Als Jens jüngere Schwester pünktlich zu ihrem 18. Geburtstag allerdings ihre Kraft freisetzt, versucht Jen, gemeinsam mit ihrer Freundin Carrie und deren Langzeitfreund Kash die Entwicklung dieser Superkraft zu erzwingen.
Immerhin kein Gelächter aus der Dose
Als Prämisse eigentlich durchaus quirky, gerade für die vermutete Zielgruppe der etwas orientierungslosen Mittzwanziger – schließlich kann das Konzept Superkraft (qua Nonexistenz) metaphorisch für alles Mögliche stehen: eine besondere, vielleicht auch monetarisierbare Begabung; Selbstverwirklichung oder -akzeptanz; der Beleg für den eigenen Nutzen für die Gesellschaft.
In der Umsetzung ist dagegen das Meistmögliche schiefgegangen. Nicht nur durchzieht ein Humor die Serie, der ähnlich wie in „The Big Bang Theory“ auf ein Übermaß an sozialer Unbeholfenheit setzt (und daran, ähnlich wie „The Big Bang Theory“, scheitert). Auch erinnern die übertriebene Körperlichkeit und das Mienenspiel an Disneys Fließband-Kindersitcoms der mittleren Zweitausender. Anders als bei beispielsweise „Hotel Zack & Cody“ kommt bei „Extraordinary“ immerhin kein Gelächter aus der Dose. Dafür wirkt das Äußere der Hauptbesetzung, vor allem in Nahaufnahmen, mit erschreckender Regelmäßigkeit mindestens KI-optimiert.
Wer allerdings Serien unter dem Aspekt musikalischer Weiterbildung schaut, kommt in der zweiten Staffel „Extraordinary“ tatsächlich auf seine Kosten. Alle paar Sekunden kommt es zum Needle Drop, platzt – oft sogar innerhalb einer inhaltlich zusammenhängenden Sequenz – eine neue Glitterrock- oder Electrofunk-Blase.
Das Ergebnis ist eine überbunt überreizende Blamage, die vielleicht Sehgewohnheiten der Generation TikTok aufnehmen mag. Dafür vermisst man die handwerkliche Liebe hier genauso wie Jen ihre Superkraft.