Alan Parks: Blutiger Januar
Das straight erzählte Debüt ist ein dunkler Trip durch Glasgow und der Start einer zwölfteiligen Tartan-Noir-Serie
Ein „Glasgow Kiss“ – wie die Kopfnuss in der schottischen Arbeiterstadt heißt – ist dort Anfang der 1970er-Jahre so etwas wie ein freundliches Zunicken. Gewalt und Alltagsfrust sind in Glasgow allgegenwärtig, seitdem die Stahl- und Motorwerke dicht sind und jeder versucht, dem Schicksal die Stirn zu bieten. Police Detective Harry McCoy nimmt das stoisch hin, auch wenn er selbst mal auf die Mütze kriegt und das Kopfsteinpflaster küsst. Nachts säuft er die Kneipen leer, morgens kommt er auf Speed zum Dienst, und seinen 30. Geburtstag feiert er stoned im Puff mit seiner Lieblingsnutte, die er für so was wie eine Freundin hält. Ein Knasti hat ihm was von einem geplanten Mord geflüstert, doch der verkaterte McCoy ist zu langsam: Mitten in der Stadt wird eine junge Frau erschossen, und anschließend hat sich der Täter selbst die Rübe weggeblasen. Im rußigen Schneematsch der ersten Januartage zeigt McCoy seinem neuen Partner Wattie erst mal, wie man als Polizist nicht auf die Nase fällt: Nicht neben die Leiche kotzen, und auch mal wegsehen, wenn was Krummes läuft – schließlich wäscht hier eine dreckige Hand die andere. Doch vor dem poshen Lord Dunlop kuscht McCoy nicht, denn auf dessen Sadomaso-Partys hat sich das Opfer was dazuverdient … Zwanzig Tage begleiten wir McCoy und Wattie ins Jahr 1973. Alan Parks straight erzähltes Debüt ist ein dunkler Trip durch eine Stadt im Niedergang. Parks startet in seine zwölfteilige Tartan-Noir-Serie, die eine Chronik Glasgows bis zum Jahr 1980 werden soll. Hoffentlich hält McCoys Leber das durch! nh
Aus d. Engl. v. Conny Lösch, Heyne, 2018, 400 S., 16 Euro