Animal Collectives „Isn’t it now?“ – Endlich wieder Chaos
Eigentlich hält David Portner alias Avey Tare nichts von überlangen Songs. Warum ist trotzdem ein 20-Minüter auf dem neuen Album von Animal Collective?
David, die Songs auf „Isn’t it now?“ sind zur selben Zeit entstanden wie die auf dem Vorgänger „Time Skiffs“. Allerdings habt ihr das vorherige Album pandemiebedingt getrennt aufgenommen, konntet jetzt aber wieder gemeinsam ins Studio. Hörst du einen großen Unterschied zwischen beiden Platten?
David Portner: Wir hatten zu viele Songs für ein Album, was für uns keine neue Situation war. Es ist uns sehr wichtig, im selben Raum zu sein, insofern hätten wir gern alle live eingespielt. Das hat die Quarantäne verhindert, also mussten wir einen Weg finden, wenigstens ein Album zu veröffentlichen, bevor uns die Verbindung zu den Songs verloren geht. „Isn’t it now?“ hat auf jeden Fall davon profitiert, dass wir es gemeinsam aufnehmen konnten: Es fühlt sich intuitiver und ein bisschen jammiger an.
Es ist euer längstes Album geworden, und man hört, dass nicht nur du und Noah Lennox alias Panda Bear, sondern auch Josh Dibb alias Deakin eigene Ideen beigesteuert haben.
Portner: Es war eine größere Herausforderung als sonst, dass alle Songs gut zusammenpassen. Josh ist früher nicht so präsent als Songwriter gewesen, und Noah und ich haben oft sehr eng zusammengearbeitet. Dieses Mal ist bei manchen Songs sehr deutlich erkennbar, wer sie geschrieben hat. Gerade Josh findet erst jetzt so richtig zu sich selbst, vor allem, was das Schreiben mit einer Band angeht, weil er in letzter Zeit meist allein gearbeitet hat.
Im Zentrum steht das zwanzigminütige Epos „Defeat“, das wie eine Zusammenfassung unserer Gegenwart wirkt.
Portner: Eigentlich mögen Noah und ich keine langen Alben, aber ich schreibe manchmal echt endlose Songs, wie eben „Defeat“. Wir haben viel diskutiert, ob der Track überhaupt auf das Album soll, konnten uns aber nicht vorstellen, ihn wegzulassen. Es ist schwer, den Song zusammenzufassen, weil er so viel berührt. Auf einer Ebene geht es um das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, aber zugleich versuche ich, positiv zu bleiben. Die Botschaft ist: Chaos existiert, und wir müssen damit leben.