Anna von Hausswolff: All Thoughts fly
Anna von Hausswolff widmet sich auf „All Thoughts fly“ ganz ihrem Instrument: So aufregend können 44 Minuten nur mit der Orgel sein.
Natürlich würde der x-te alte weiße Mann, der seine Gitarre abschrubbt, langweilen. Wie viel spannender ist dagegen ein ganzes Album, auf dem Anna von Hausswolff sich ausschließlich der Pfeifenorgel widmet? Natürlich ist so ein Unterfangen nicht ohne Risiken: Die schwedische Musikerin hat auf dem Instrument zwar einen ganz eigenen Sound zwischen gothischem Folk und experimenteller Avantgarde entworfen, darin ist die Orgel allerdings immer nur ein Teil der vielfältigen Arrangements gewesen.
Doch zahlt sich jetzt die Vertrautheit von Anna von Hausswolff mit Sound und Atmosphäre aus, wenn sie ihre handwerkliche und kompositorische Auseinandersetzung mit der Orgel in den Vordergrund rückt. Es ist berauschend, ihr dabei zuzuhören, wie sie dem Instrument Töne entlockt, die man so noch nie gehört zu haben vermeint, etwa das Zwischen und Rauschen in dem gespenstischen „Sacro Bosco“. Dagegen lassen „Dolore di Orsini“ und das Kernstück „All Thoughts fly“ einen beinahe vergessen, dass sie einem einzelnen Instrument entstammen. Virtuosität ohne Selbstzweck – so aufregend können 44 Minuten nur mit der Orgel sein.