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Antje Schomaker: Karriere ohne Bauchschmerzen

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(Bild: Pablo Heimplatz)

Die Songs von Antje Schomaker sind oft konkreter, als man es im deutschen Pop gewohnt ist. Hat sie das von Green Day gelernt?

Antje, im Vergleich zu deinem ersten Album ist „Snacks“ eine Art Neuerfindung.

Antje Schomaker: Ich habe mich auf jeden Fall entwickelt, was aber auch an den Möglichkeiten liegt, die ich hatte. 2018, bei meinem ersten Album, hatte ich eine Akustikgitarre und ein Klavier, auf denen habe ich meine Lieder geschrieben. Erst danach habe ich den Zugang zu Studios und Produzent:innen bekommen und selbst begonnen, zu produzieren. Auf der Akustikgitarre schreibst du eben eher keinen Rocksong. Aber ich bin da jetzt tatsächlich auch, wo ich herkomme: Früher habe ich sehr viel Green Day gehört und habe meiner Schwester ihre Beatsteaks-CDs geklaut, das kommt auf „Snacks“ deutlicher durch.

Und The Killers? Zumindest beschreibst du in „Irgendwohin“ eine Szene, wo die Band im Auto läuft.

Schomaker: Das ist echt passiert: Meine beste Freundin hat mich zu einem Gig begleitet, damit ich nicht allein fahren muss. Wir sind nachts auf Hamburg zugefahren und haben „Mr. Brightside“ und „Die drei Fragezeichen“ gehört, und sie ist an der spannendsten Stelle eingeschlafen, wie im Song. Alles ist sehr autobiografisch, und ich glaube, das merken die Fans. Es ist so dermaßen von mir, und wenn es mir passiert, passiert es anderen Menschen natürlich auch.

Das ist auch eine Art Alleinstellungsmerkmal bei dir, oder? Im deutschen Pop herrscht ja oft die Angst vor dem Spezifischen vor, um so viele Hörer:innen wie möglich mitzunehmen.

Schomaker: Das stimmt. Ich schreibe ja auch für andere Künstler:innen, und da erlebe ich das auch, dass Menschen versuchen, möglichst allen zu gefallen: Nee, das können wir nicht schreiben, damit schließen wir die-und-die aus. Oder: Formulier das mal so-und-so, das ist eine zu kleine Zielgruppe. Ich glaube aber, so kriegt man am Ende keinen, weil die Leute merken, dass es nicht wirklich aus dir selbst kommt.

Das fasst du selbst mit der Zeile zusammen: „Wer zu viel sein will, ist nichts wirklich ganz“. Wie schaffst du es selbst, nicht in diese Falle zu tappen?

Schomaker: Ich glaube, ich tapp’ da schon regelmäßig rein. (lacht) Und manchmal schreibe ich Lieder, um mich selbst daran zu erinnern, wie „Nichts wirklich ganz“. Ich glaube auch, dass man als Musikerin so viel mit anderen verglichen und öffentlich bewertet wird, dass man gar nicht hundert Prozent man selbst sein kann. Aber mir war es immer wichtig, ganz doll das zu machen, was ich selbst bin. Nur so kann ich ohne Bauchschmerzen an meiner Karriere arbeiten. Wenn ich jetzt zum Beispiel eine Trap-Hihat in einen Song eingebaut hätte, obwohl ich das gar nicht wollte, wäre ich langfristig nicht glücklich damit. Aber egal, wie erfolgreich und glücklich man ist, man guckt immer auch zu den anderen.

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