Zum Inhalt springen

„Bagdad nach dem Sturm“ auf Arte: Spannende Drama-Serie im Post-Hussein-Irak

Die Serie „Bagdad nach dem Sturm“ ist ein packendes Drama im zerrütteten Irak nach der US-Invasion. Zu sehen auf Arte und in der Arte-Mediathek.

Bagdad nach dem Sturm (in der Arte-Mediathek streamen) spielt 2003 im Irak, die US-amerikanische Invasion hat Saddam Hussein gestürzt, und in Bagdad herrscht absolutes Chaos: Das machtpolitische Vakuum, das Hussein hinterlassen hat, kann weder die Zivilbevölkerung noch die britisch-amerikanische Übergangsregierung in der Grünen Zone füllen – Gewalt, Menschenhandel und Korruption sind an der Tagesordnung.

„Bagdad nach dem Sturm“: Spannender Perspektivwechsel auf Arte

Der irakische Ex-Polizist Mushin Kadr al-Khajaji (Waleed Zuaiter) ist alleinerziehender Vater von zwei Töchtern und versucht im Chaos des Machtwechsels irgendwie klarzukommen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Seine jüngste Tochter Mrouji ist schwer krank, und das Geld für eine anständige Behandlung fehlt. Zu allem Überfluss verschwindet dann noch seine ältere Tochter Sawsan auf unerklärliche Weise. Mushin wittert eine Verschwörung, beginnt zu ermitteln und landet in der Grünen Zone, wo er einen Deal mit dem merkwürdigen Frank Temple eingeht. Der Deal: Mushin arbeitet als Doppelagent für die Amerikaner, dafür bekommt seine Tochter Mrouji die beste medizinische Versorgung. Was er zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht weiß: Auch seine verschollene Tochter Sawsan arbeitete für die Amerikaner …

Bagdad nach dem Sturm gibt vor allem der irakischen Perspektive Raum und ist deshalb so stark. Die sechsteilige Serie zeigt ein leidendes Land in völliger Paranoia. Niemand traut irgendjemandem, und vor allem nicht den US-Soldat:innen, die weder Freund noch Feind sind. Sie sind vor allem eines: Eindringlinge, die die Identität eines ganzen Landes ins Wanken bringen. Wenn Mushin in einer Szene eine Verkehrskontrolle der US-Soldat:innen beobachtet und zu seinem Freund meint: „Genau wie unter Saddam“, ist das keinesfalls eine Relativierung des Hussein-Regimes, vielmehr ein spannender Perspektivwechsel, der zu einer Neubefragung der bewaffneten Demokratisierungsmaßnahmen der Amerikaner einlädt. Wenn Law and Order überdrehen, sind Angst und Schikane nicht mehr weit – das beweist Bagdad nach dem Sturm.

Beitrag teilen: