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Berlin: Wie schnell kann sich der Kunst- und Kulturbetrieb wieder erholen?

Ein Schild auf dem Berlin steht. Ein Symbolbild für die Berliner Klubkultur.
(Foto: Esther für Pexels)

In Berlin werden die mit der Coronakrise eingeführten Beschränkungen der Eventbranche wieder gelockert. Doch reicht das zum Überleben des vielfältigen Kulturbetriebs?

Der Corona-Shutdown hat Deutschlands Kulturschaffende schwer mitgenommen. Berlin mit seinen vielen Theatern, Museen, Galerien, Orten für alternative Kunst oder mit seinen zuvor schier unbegrenzten musikalischen Angeboten wurde von den einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie besonders hart getroffen.

Viele Künstler und Helfer hinter den Kulissen, für die es finanziell sowieso schon immer irgendwie eng war, waren oder sind weiterhin gezwungen sich mit anderen Beschäftigungen über Wasser zu halten. Bars und Cafés als Treffpunkt und Ort zum Austausch wurden ebenfalls dichtgemacht.

Im Klartext: Kultur stand jetzt schon drei Monate nicht auf dem Plan. Nicht genügend systemrelevant!?

Doch nun, seit dem 2. Juni sind nun jedoch wieder Veranstaltungen drinnen bis 150 Personen und draußen bis zu 200 Personen erlaubt. Die Senatsverwaltung für Kultur hat außerdem beschlossen, ab dem 16. Juni Veranstaltungen im Freien bis zu 500 Personen und am 30. Juni bis zu 1.000 Personen zuzulassen. Bars, Cafés, Restaurants sind schon ein paar Wochen unter Einhaltung der Abstandsregeln wieder geöffnet. wieder geöffnet.

Auch die Spielbank Berlin, hier deutsche Spielbanken im Vergleich, in deren Club Sternberg zum Beispiel ebenfalls viele kulturelle Events stattfinden, sind mit Einschränkungen bei den Öffnungszeiten und mit Abstandsgebot wieder zugänglich. Großveranstaltungen mit über 1.000 Besuchern jedoch bleiben voraussichtlich noch bis Oktober weiterhin verboten.

Maßnahmen der Bundesregierung und Hilfen vom Land

Die Bundesregierung hat nun eine Milliarde Euro bereitgestellt, um die drohende Pleitewelle in der Kunst- und Kulturszene zu verhindern. Das hört sich nur auf den ersten Blick viel an. Tatsächlich dürfte es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, da sich die Bundesländer die Milliarde teilen müssen. Ganze 120 Millionen davon sollen in die Filmbranche fließen. Für die vielen kleinen Theater- und Galeriebetreiber dürfte von dem Geld daher nicht viel übrig bleiben.

Vielen Solokünstlern dürfte weiterhin nur der Gang zum Amt bleiben. Im besten Fall ergattern sie sich für ein paar Euro mehr einen Hilfsjob, von dem sie halbwegs ihre Rechnungen bezahlen können. Zuschüsse von Bund und Land zur Liquiditätssicherung gab es nach den Schließungen für die wenigsten, weil sie ja Hartz 4 zur Grundsicherung beantragen konnten. Was das psychologisch bei vielen anrichtet, will man sich gar nicht ausmalen. Dass mit der nun versprochenen Milliarde der „Neustart Kultur“ in seiner ganzen Vielfalt gelingen könnte, wird daher von vielen zu Recht stark bezweifelt.

Kunst und Kultur sind lebenswichtig

In der Kunst-, Kultur- und Eventbranche arbeiten in Deutschland genauso viele Menschen wie in der Automobilindustrie samt Zulieferern. „Ohne uns Schauspieler würden die Leute doch durchdrehen“, äußerten die Thalbachs vom Schillertheater jüngst im Spiegel zutreffend. Kultur ist eine verbindende Basis für unsere zivile, aufgeklärte und moderne Gesellschaft. Sie dient als Katalysator für gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, gibt Impulse und Denkanstöße und sie hilft den Leuten sich menschlich und ästhetisch weiterzuentwickeln. Sie schafft gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Das wird zwar in weiten Teilen der Politik ähnlich gesehen, dennoch steht die Kultur allein beim Volumen der Hilfsmaßnahmen gegenüber den Hilfen für die Wirtschaft hintenan. Die Hilfspakte der Bundesregierung insgesamt umfasst ein Volumen von mehr als 130 Milliarden Euro. Die eine Milliarde Euro für den Kulturbetrieb wirken, um im Duktus von Finanzminister Scholz zu bleiben eher wie ein Schuss mit dem Flitzbogen anstatt mit der Bazooka. Besonders deutlich wird der Nachrang der Kultur wenn man sieht, wie spät das Programm Neustart Kultur und die Festlegung der Zahlen auf den Weg gebracht wurde. Natürlich ist die Kultur insgesamt gesehen schon immer ein Subventionsgeschäft gewesen. Das Geld für die Kultur muss in anderen Bereichen erwirtschaftet werden.

Die Gesellschaft muss sich letztlich entscheiden, wieviel Kultur sie sich in diesen schweren Zeiten leisten will. Darüber hinaus brauchen viele Künstler auch eine Perspektive. Es muss klar kommuniziert werden, was gefördert werden soll und wie lange. Ein paar Hunderter für die Künstler für drei oder sechs Monate helfen auch kurzfristig. Der Raum für Kreativität bleibt bei vielen Solokünstlern, die sich mehr Gedanken darüber machen müssen, wie sie das Geld für die Miete aufbringen, naturgemäß auf der Strecke.

So manch ein Künstler wird daher vielleicht auch langfristig auf einen anderen Beruf, der ihm mehr Sicherheit gibt, umsatteln müssen. Die Schließung nicht weniger kleinerer Kulturbetriebe wird ebenfalls die Folge sein. Bei diesem ganzen Dilemma vermag man sich heute noch gar nicht auszumalen, was passiert, wenn wegen einer zweiten Coronawelle abermals ein Shutdown droht.

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