Black Country, New Road über „Forever howlong“: Sechserpack

Nach einer langen Phase der Selbstfindung haben Black Country, New Road endlich ihre Identität als Sextett gefunden – mit gleich drei Sängerinnen im Zentrum.
Georgia, Lewis, ist „Forever howlong“ jetzt offiziell die erste Platte ohne euren Sänger Isaac Wood, oder gilt das schon für „Live at Bush Hall“ von 2023?
Georgia Ellery: Das Livealbum war eher ein Mittel zum Zweck: Wir wollten nach Isaacs Weggang weiter bei Sommerfestivals auftreten, aber konnten unser bisheriges Material nicht mehr spielen. Also mussten wir einfach jede Menge neue Songs schreiben und sie so schnell wie möglich rausbringen. (lacht) Wir hatten schlicht keine Zeit, es auf das Level eines Studioalbums zu bringen. Trotzdem haben wir dadurch viel gelernt, was wir jetzt in das neue Album einbringen konnten.
Bei „Live at Bush Hall“ war etwa noch nicht klar, wer ab den Gesang übernimmt. Mit „Forever howlong“ steht jetzt offenbar fest, dass das die drei weiblichen Mitglieder machen, richtig?
Lewis Evans: Bei „Bush Hall“ und den dazugehörigen Konzerten habe ich auch gesungen, aber dieses Mal hatte ich keine Lust dazu. Es hat sich also eher ergeben, dass die drei übrigen Sängerinnen alle Frauen sind und natürlich auch aus dieser Perspektive schreiben. Trotzdem sorgt diese Konstellation für eine Kohärenz, die es sonst womöglich nicht gegeben hätte.
Georgia, du singst dieses Mal zum ersten Mal mit, obwohl du natürlich als Teil von Jockstrap auch als Sängerin in Erscheinung trittst. Wie ist es dazu gekommen?
Ellery: Keiner meiner Songs hat es auf „Bush Hall“ geschafft, obwohl ich welche geschrieben hatte, also haben wir sie einfach dieses Mal mitgenommen. Es ist eine bewusste Entscheidung, dass wir keine festgelegte Frontperson haben. Das Tolle daran: Du teilst die Verantwortung und musst dir keinen Stress machen. (lacht) Wenn du mal einen schlechten Tag hast und nicht singen willst, können die anderen mit ihren Liedern einspringen. Vielleicht habe ich deshalb so gerne Songs für dieses Album geschrieben.
Mit der Idee einer „weiblichen Perspektive“ macht man ja direkt ein ziemliches Fass auf. Wie würdet ihr diesen Begriff im Bezug auf das neue Album sehen?
Ellery: Mir fällt es beim Hören, gerade beim Hören der Texte, durchaus auf. Aber natürlich ist das nur ein Aspekt, immerhin waren sechs Menschen an der Produktion beteiligt, nicht nur die drei weiblichen Stimmen – die ja auch sehr unterschiedlich sind. Tatsächlich würde ich sagen, das Zentrale am Album ist die Vielstimmigkeit. Es ist so abwechslungsreich, dass für jeden etwas dabei sein dürfte.
Ihr seid eine Demokratie mit sechs Mitgliedern, alle mit einer eigenen Perspektive – dafür finde ich das Album dann doch wieder sehr in sich geschlossen. Gibt es jemals Unstimmigkeiten, was die Richtung der Band betrifft?
Evans: Auf jeden Fall. Ich war mir irgendwie von Anfang an sicher, dass wir auch bei diesem Album die Kohärenz hinkriegen würden, aber ich weiß, dass es nicht allen so gegangen ist. Dann kam allerdings eine Zeit, wo Georgia, May und Tyler begonnen haben, sich gegenseitig zu inspirieren.
Ellery: Genau, zum Ende des Schreibprozesses haben wir wirklich gefühlt, wie eine Verbindung entstanden ist. Wir haben gemeinsame Parameter gefunden, alle über dieselben Themen geschrieben, über Tiere zum Beispiel. Schade, dass so was immer am Schluss passiert, wir hätten auch noch sechs Monate so weitermachen können – wer weiß, was dann entstanden wäre? Aber das können wir ja mit dem nächsten Album herausfinden.