Boris: NO
Ein Album wie „NO“ würde Newcomer*innen das Adjektiv „vielversprechend“ einbringen, für Boris ist es ein Highlight unter vielen – aber eben: ein Highlight.
Wie viele Gitarrenbands schaffen es, ihren Legendenstatus nach 30 Jahren nicht zu verspielen? Wahrscheinlich nur die, die nicht beinahe jedes Jahr ein Album veröffentlichen. Das Experimentalrock-Trio Boris aus Tokio scheint sich mit seiner teilweise rufschädigenden Hyperproduktivität mittlerweile allerdings gut arrangiert zu haben. Für jede überlange Jam-Platte (das letztjährige Doppelalbum „Love & Evol“) veröffentlichen sie mindestens ein Album, dass die Länge lohnt (das Drone-Wunder „Dear“ von 2017) oder einen Genre-Exkurs, der dem eigenen Songwriting auch nach 30 Jahren noch neue Facetten abzugewinnen vermag („Noise“ von 2014).
Da wirkt es weniger wie die Verzweiflungstat, die man vermuten würde, wenn etwa Metallica ihr neues Album ganz spontan und losgelöst vom Labelapparat in Eigenregie veröffentlichen. Boris bewegen sich mühelos zwischen Thrash Metal, Crustpunk, Grindcore und Doom Metal und sind dabei kaum je schwerfällig. Jedweden unnötigen Ballast haben sie abgeworfen. Ein Album wie „NO“ würde Newcomer*innen das Adjektiv „vielversprechend“ einbringen, für Wata, Atsuo und Takeshi ist es lediglich ein Highlight unter vielen – aber eben: ein Highlight.