Liebe? Lieber nicht!
Auf seinem zweiten Album „To let a good Thing die“ hadert Bruno Major mit der Romantik. Doch gerade deshalb gelingt ihm sein Soulpop so berührend.
Bruno, dein Debüt „A Song for every Moon“ hat sich quasi von selbst ergeben, weil du dich dem Druck ausgesetzt hast, alle vier Wochen einen Song zu veröffentlichen. Hat dir jetzt beim zweiten Album die monatliche Deadline gefehlt?
Fürs erste Album ist das Konzept aufgegangen, denn ich wollte mich selbst vor meinem Aktionismus schützen und nicht jedes Detail immer wieder durchdenken. Ich mag die Platte noch immer, gerade weil sie so roh und dadurch auch so ehrlich ist. Trotzdem wollte ich diesmal ohne Limitierung arbeiten und zu einem Ergebnis kommen, dass ich auch nach einer längeren Zeit noch abnicke.
Mit dem Opener „Old Soul“ fängst du das Gefühl nach einer Trennung perfekt ein: Man leidet und zelebriert den Schmerz auch – fühlt sich aber gleichzeitig wie ein lächerliches Klischee.
Ich war immer schwer irritiert und konnte es nicht nachvollziehen, wenn Leute mir gesagt haben, sie hätten mit meiner Musik eine Trennung überstanden. Vor Kurzem ist es mir dann aber selbst passiert – wobei ich natürlich nicht meine eigenen Songs gehört habe. (lacht) Generell bin ich aber über jeden Song froh, in dem es nicht um die Liebe geht. Das ist einfach zu naheliegend und natürlich auch zu überstrapaziert. Mein großes Vorbild ist da Randy Newman: Er hat so viele berührende Songs geschrieben, in denen es nicht um dieses Thema geht.
Das erklärt dann auch deine Single „The most beautiful Thing I’ve never seen“.
Diesen Satz trage ich schon so lange mit mir rum, und ich wollte unbedingt einen Song mit diesem Titel schreiben. Ursprünglich hatte ich an eine Geschichte über einen Stalker gedacht, der sich via Instagram in eine Person verliebt, die er gar nicht kennt.
Dann hast du dich aber mit Billie Eilishs Bruder FINNEAS getroffen, und im Teanwork rammt ihr das Konzept der Seelenverwandtschaft in Grund und Boden.
Wir haben uns über das Thema unterhalten, und der Song ist dann quasi wie von selbst entstanden. Wie rechtfertigt man denn das Konzept der Seelenverwandtschaft, wo es doch so viele Beziehungen zwischen Menschen gibt, die in derselben Stadt aufgewachsen sind? Es klingt unromantisch, aber ich glaube wirklich, dass Liebe vor allem von der Vereinbarkeit mit der jeweiligen Lebenssituation abhängt. Meine Eltern sind seit 35 Jahren zusammen und noch immer glücklich damit – aber bestätigt ihnen das eine Seelenverwandtschaft? Man intensiviert Zuneigung, indem man zusammen Erfahrungen macht und eine gemeinsame Geschichte anhäuft.