Bücher zu Weihnachten – Schenken, Entdecken, Abtauchen
Bücher sind beliebte Weihnachtsgeschenke. Die Ruhe zwischen den Jahren eignet sich auch wunderbar, um selbst in Bücher abzutauchen.
Bücher zu Weihnachten verschenken? Gibt’s nichts Spannenderes? Sicher gibt es originellere Weihnachtsgeschenke als Bücher, aber mit unseren Tipps haben Sie gute Chancen, Faszination und Begeisterung auszulösen.
Der Krimi für Weihnachtshasser
Bella Mackie führt nicht nur packend durch skurrile Morde, sondern lässt auch jede Menge Spaß aufkommen. Hat die 28-jährige adrenalingesteuerte Protagonistin wirklich an alle Verwandten gedacht? Beim schwarzhumorigen Pageturner „How to kill your Family“ fiebert man bis zur letzten Seite mit der sympathischen Serienmörderin mit. Ablenkung durch Bücher zu Weihnachten schützt auch vor Familienkoller – die friedliche Alternative zum Meuchelmord an nervigen Eltern oder störrischen Geschwistern. Vollständige Rezension
Bella Mackie, How to kill your Family
Aus dem Englischen von Stephan Glietsch
Heyne, 2022, 400 Seiten, 22 Euro – bei Amazon bestellen
Das Debüt für Literaturentdecker
Nach der Tschernobyl-Katastrope werden der 13-jährige Anton Lukusch und sein ständiger Begleiter Igor nach Westdeutschland gebracht, damit sie der Strahlenbelastung entkommen. Hier feiert man Lukusch schon bald als Schach-Wunderkind: Er gewinnt eine Partie gegen Kanzler Kohl, knackt ein vermeintlich unlösbares Rätsel bei „Wetten, dass …?“ und arbeitet als Berater internationaler Konzerne. Doch dann verliert sich die Spur der beiden Jungen, bis schließlich Igor im Jahr 2020 als Schachgroßmeister auftritt … Bei seinem wunderbar skurrilem Romandebüt greift Benjamin Heisenberg auf seine Erfahrungen als Regisseur zurück: Rasante Schnitte, viel Dialog und die mit Regieanweisungen gespickte Schlüsselszene verpassen „Lukusch“ einen ganz und gar eigenen Sound.
Benjamin Heisenberg, Lukusch
C. H. Beck, 2022, 270 Seiten, 25 Euro – bei Amazon bestellen
Der Klassiker für Kulturtanten
Bücher zu Weihnachten können uns in längst vergangene Zeiten eintauchen lassen: Michael Walters Neuübersetzung von Joseph Conrads „Lord Jim“ (1899/1900) zeigt neue Schichten und Schattierungen eines Romans von komplexer, erfüllender Schönheit. Wie immer, wenn Conrad in das „Herz der Finsternis“ des Kolonialismus des 19. Jahrhunderts eintaucht, gibt es mehr als eine Wahrheit, eine Lesart, eine Stimme und Ebene. Es ist die erzählerische Diversität, die ein solches Buch ausmacht. Und die muss regelmäßig neu erforscht werden, vom Übersetzer und den Leser:innen. Vollständige Rezension
Joseph Conrad, Lord Jim
Aus dem Englischen von Michael Walter
Hanser, 2022, 640 Seiten, 36 Euro – bei Amazon bestellen
Der Bildband für Gangstas N‘ Queens
„What’s cooler than being cool?“ OutKast kannten schon 2003 die Antwort: „Ice cold!“ Die Bling Era mag vorbei sein, aber das bedeutet nicht, dass Schmuck im HipHop keine Bedeutung mehr hat. Im Gegenteil: Künstler:innen nutzen ihn heute mehr denn je als Ausdruck ihrer Persönlichkeit. Der Bildband „Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History“ zeigt mit großformatigen Fotos die Geschichte des Schmucks als tragender Säule der HipHop-Kultur – von den Anfängen als Statussymbol bei Acts wie Run-DMC über die exzessiven 90er bis in die Gegenwart, in der Jay-Z, Cardi B oder Gucci Mane waghalsige Experimente mit Konzepten und Materialien machen.
Vikki Tobak, Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History
Taschen, 2022, 388 Seiten, 80 Euro – bei Amazon bestellen
Die Graphic Novel für Bowiefans
Bücher zu Weihnachten können bunt und glamourös sein: David Bowies Kunstfigur Ziggy Stardust, das androgyne Alien, das ein Rockstar wird, hat die Popgeschichte für immer verändert und ihr visuell ganz neue Möglichkeiten erschlossen. Die Graphic Novel „Starman“ von Reinhard Kleist ist eine bunte Bowie-Biografie, die durch Flashbacks in die Kindheit das ganze Leben der Ikone einfängt. Vollständige Rezension
Reinhard Kleist, Starman. David Bowie’s Ziggy Stardust Years
Carlsen, 2021, 176 Seiten, 25 Euro – bei Amazon bestellen
Das Kochbuch für Küchenmuffel
Im Vergleich zu italienischer oder japanischer Küche hat die kulinarische Tradition der britischen Inseln einen deutlich schlechteren Ruf. Es ist längst ein Running Gag: fades Essen in beigen Farbtönen, Gewürze fehlen gänzlich. Dass dieses Vorurteil unberechtigt ist, wissen alle, die am Sonntagmorgen Hunger auf Eier, Bacon und Bohnen haben. Doch auch jenseits vom Full English Breakfast hat die Küche des Vereinigten Königreichs jede Menge zu bieten. Das beweist Ben Mervis ausführlich mit seinem neuen britischen Kochbuch, in dem er mehr als 550 traditionelle und neuere Rezepte aus England, Schottland, Wales und Nordirland versammelt – von Shepherd’s Pie bis Chicken Tikka Masala.
Ben Mervis, The British Cookbook. Authentic Home Cooking Recipes from England, Wales, Scotland and Northern Ireland
Phaidon, 2022, 464 Seiten, 49,95 Euro – bei Amazon bestellen
Das Hörbuch für Zehleute
Der große multiperspektivische Gesellschaftsroman über das fiktive Dorf „Unterleuten“ in Brandenburg, die Dystopie „Leere Herzen“ mit dem Start-up, das Selbstmordattentäter an Islamisten und Umweltverbände vermittelt, sowie der emanzipierte und komplett überforderte Familienvater Martin aus „Neujahr“: In der großen Hörbuch Edition sind die drei Romane vor Juli Zehs aktuellem Bestseller „Über Menschen“ versammelt. Standesgemäß werden die Werke der derzeit wohl wichtigsten Gegenwartsautorin dieses Landes auch von herausragenden Sprecher:innen vorgetragen: Helene Grass, Ulrike C. Tscharre und Florian Lukas haben diese Box eingelesen, die es mit vier MP3-CDs auf eine Spielzeit von gut 27 Stunden bringt. Bei diesen Büchern zu Weihnachten sollte man früh anfangen, um an Silvester fertig zu sein.
Juli Zeh, Die große Hörbuch-Edition
der Hörverlag, 2022, 4 MP3-CDs, 17,99 Euro – bei Amazon bestellen
Der Versuch für Handkeskeptiker
Im Vergleich zu den Debatten um seine Person wirkt Handkes literarisches Werk meist still und entrückt. In sechs Jahrzehnten schriftstellerischer Produktion ist es so groß geworden, dass der passende Einstieg nicht leicht zu finden ist. Seine eigene Geschichtsschreibung war 1989 längst im Gang, als er dem historischen Taumel den Rücken kehrte und sich in der spanischen Provinz auf die Suche nach den letzten Jukeboxen machte. So entstand sein Essay über Lieblingssongs und Erinnerungen an Jukebox-Momente, Allein- und Beisammensein in der Musik, Alltagsdinge, die Welten öffnen, bis sie verschwinden. „Versuch über die Jukebox“ ist das entspannteste Beispiel für Handkes Verschränkung von Eigensinn und Epiphanie. Peace & Alles Gute zum 80. Geburtstag!
Peter Handke, Versuch über die Jukebox
Suhrkamp, 1990, 139 Seiten, 14,80 Euro – bei Amazon bestellen