Wir haben „Carl Hiaasen’s Bad Monkey“ bei Apple TV+ für euch geguckt, damit ihr es nicht müsst
Der humoristische Zehnteiler schickt bei Apple TV+ einen geschwätzigen Florida-Cop in paradiesischen Gefilden auf Mörderjagd. Da würde „Magnum“ aber auf die Tube drücken!
Andrew Yancy, Polizist in Key West am südlichen Ende von Florida, ist suspendiert. Er hatte den Ehemann seiner Affäre Bonnie (Michelle Monaghan) samt seines Golfcart ins Hafenbecken geschubst. Da Yancy sich aber langweilt ohne Cop-Arbeit, überträgt ihm sein Chef einen Transportauftrag: Touristen haben beim Hochseefischen den abgetrennten Arm eines Mannes aus dem Ozean gefischt. Yancy soll nun diesen Arm und damit auch die gesamte anhängige Arbeit bei der Polizei in Miami abladen. Das klappt nicht – dafür lernt Yancy die natürlich sexye, natürlich junge Latina-Pathologin Rosa (Natalie Martinez) kennen und flirtet sie in Grund und Boden. Was nach dem Klischee eines 80er-Hollywoodstreifens klingt, ist auch eins. Denn natürlich ist Rosa sexy und jung. Man stelle sich vor, Yancy würde sich an einen 60-Jährigen, kleinen, dicken Mann mit Brille und schütterem grauen Haar ranmachen – das würde „Bad Monkey“ dann doch eine ganz andere Richtung geben … Yancy jedenfalls darf also keine Polizeiarbeit machen, tut es aber doch und will rausfinden, ob der zum Arm gehörige Mann (Rob Delaney, „Nicht schon wieder allein zu Haus“) wirklich bei einem Unfall starb, und warum dessen Witwe Bonnie (Meredith Hagner) so hartnäckig wie vergeblich versucht, Tränen der Trauer fließen zu lassen.
„Bad Monkey“ bei Apple TV+: Reden ist reden
Vince Vaughn wirkt auf jeden Fall, als hätte die Aussicht auf mehrwöchige Dreharbeiten auf den dauersonnigen Florida Keys eine ziemlich große Rolle gespielt bei seiner Entscheidung für die Rolle. Tatsächlich hat sein Chill-Modus die ganze Adaption erfasst. Die Mischung aus „Magnum“, Cozy Crime und tarantinoesken Sabbel- und Brutalozutaten greift Ideen und Handlungsansätze auf und lässt sie sofort wieder fallen, als wäre es dann doch zu anstrengend, sie bei der Hitze und der Aussicht auf kühle Drinks weiter als zehn Serienminuten mitzuschleppen. Es gibt Formate und Filme, wo eine Sommerparadies-Relaxtheit glaubhaft und atmosphärisch eingefangen wurde – dazu gehört aber wohl mehr Disziplin in der Abbildung des Unanstrengenden, auch wenn das nach einem Widerspruch klingt. Mit zunehmender Dauer konstatiert „Bad Monkey“ dann, dass Gier, Dummheit und Sex die Menschen in den Strudel Richtung Abgrund treiben (was jetzt auch nicht so wirklich Breaking News sind). Wenn in Folge vier Yancy und Rosa im Pathologieraum neben gekühlten Leichen vögeln, fragt man sich allerdings, ob die Weltanalyse des Stoffes nicht auch doch für seine Hauptfiguren gilt.
Vaughn plappert und plappert weiter, als wäre er mit einer Grammofonnadel geimpft worden, Rosa findet ihn dennoch unwiderstehlich (weil er groß ist!), die Nebendarsteller chargieren um die Wette, die Sonne brennt über den Feinsandstränden, die Palmen wehen im warmen Wind und über den niedlichen Holzhäusern in den Touri-Straßen der Keys, der Vorspann ist cool und die Titelmelodie ist catchy. Man wäre durchaus gerne dabei, bei dieser faulen, belustigten, im Schneckentempo vor sich hin kriechenden Mörderjagd. Aber nur vorm Smart TV oder Laptop sitzen und zusehen bei diesem seriengewordenen Sommerurlaub? Das ist ist dann schon ein wenig wie ein Reiseprospekt für Trips durchblättern, die man sich nicht leisten kann …