„Drei Witwen“ von Catherine Quinn: Drei Frauen und ein Todesfall
Wer hat in einer mormonischen Vielehe die Hosen an? Catherine Quinn spielt in „Drei Witwen“ mit Vorurteilen und lässt einen Zickenzwist blutig eskalieren …
Lange Unterwäsche schützt vor dem Bösen: Davon ist die mormonische Gemeinschaft „Heilige der Letzten Tage“ überzeugt. Doch selbst in Utah wird man für diese Ansicht beargwöhnt, obwohl die Hauptstadt Salt Lake City einst von Mormonen gegründet wurde. Während deren anachronistische Lebensart noch als Schrulle durchgeht, bleiben die im Tempel besiegelten Vielehen rechtlich verboten. So ist Blake Nelson offiziell nur mit seiner ersten Frau Rachel verheiratet, lebt aber zugleich mit den „Schwesterfrauen“ Tina und Emily auf einer kleinen Ranch mitten in der Wüste.
Während die streng gläubige Rachel im Blümchenkleid das Gartenbeil schwingt und für alle Dosenfraß aufkocht, erhält sie von der ehemaligen Prostituierten Tina und der 19-jährigen Emily nur wenig Hilfe. Diese haben sich nur widerwillig mit dem kargen Einsiedlerleben arrangiert, nachdem Blake die laszive Tina vor den Drogen und die naive Emily aus ihrer katholischen Familie gerettet hat. Abends liest man sich aus der Bibel vor, bis Blake eine der Frauen für die Nacht wählt. Dann fallen die langbeinigen Schlüppis: Je nach Lust kuschelt Blake mit Rachel, spielt den Verführer bei Emily oder genießt die wortwörtlich atemberaubenden Praktiken, die Tina in Las Vegas für ihre masochistischen Freier verfeinert hat. Doch eines Tages kehrt der Hahn nicht in den Korb zurück: Beim Angeln bekommt Blake eins auf die Rübe, wird mit seinem Gürtel erwürgt und verstümmelt. Da stehen gleich die Detectives Carlson und Brewer vorm Gatter: Welche der Damen hat wohl Gottes Gebote missachtet? Tina hat eine fette Polizeiakte, Rachels Beil ist verschwunden, und Emily könnte die Unschuld vom Lande nur spielen …
In „Drei Witwen“ erzählt Catherine Quinn von weiblicher Selbstermächtigung, die im blutigen Showdown kulminiert
Die britische Autorin Catherine Quinn überlässt die Schilderung der sich zuspitzenden Ereignisse ihren Protagonistinnen, die abwechselnd durch die wendungsreiche Story führen. Durch gegenseitiges Misstrauen und Widersprüche gerät jede in Verdacht, eine unzuverlässige Erzählerin zu sein – ein überstrapazierter Kniff, der aber in Quinns erstem Krimi geschickt die Lösung verdeckt. Neben Einblicken in die mormonische Lebenswelt erzählt Catherine Quinn von Missbrauch und weiblicher Selbstermächtigung, die im blutigen Showdown kulminiert. Gottvertrauen bewirkt dann sogar ein Wunder – oder steckt ein Trick dahinter, wenn mormonische Unterwäsche selbst Gewehrkugeln trotzt?