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Christo and Jeanne-Claude. Projects 1963–2020

Das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude verhüllte 1995 den Reichstag. Nun starb Christo mit 84 Jahren. Wie eine Ausstellung zur Retrospektive wird.

Unter den Geschenke-Auspackern gibt es ja ganz unterschiedliche Typen: Da sind die Behutsamen, die Vorsichtigen, die fast schon schuldbewusst das hingebungsvoll verpackte Geschenkpapier entfernen, bloß nichts aufreißen – schließlich ist das Auspacken ein feierlicher Akt! Und dann gibt es die Ungeduldigen, bei denen leidenschaftlich die Fetzen fliegen. In jedem Fall hat die Verpackung eine Bedeutung – sie gibt dem Objekt einen höheren Wert, weil es entweder um eine soziale Geste des Schenkens geht, die emotional aufgeladen ist, oder aber es sich bei verpackten Gegenständen um etwas Neuwertiges, noch Ungeöffnetes handelt. Da könnte man diesen Wertigkeits-Effekt doch ganz einfach wiederholen, indem man alte Dinge wieder neu verpackt.

Einer, der sich damit bestens auskannte, war der bulgarische Künstler Christo. Inspiriert von Bildhauern und Collagekünstlern wie Joan Miró begann Christo, Alltagsgegenstände zu verhüllen und ihnen damit einen künstlerischen Wert zu verleihen. Und dann kam Jeanne-Claude. Gemeinsam wurden die beiden zum untrennbaren Künstlerpaar, das fortan die irrwitzigsten Dinge verpackte. Den Reichstag zum Beispiel. Oder auch ein Stück australische Küste. Dass solch großangelegte Kunstaktionen für viel Aufmerksamkeit sorgen, ist kein Wunder – diese Kunst erreicht jeden. Selbst diejenigen, die versuchen, ihr großflächig aus dem Weg zu gehen.

2009 verstarb Jeanne-Claude. Christo war als Solokünstler weiterhin aktiv. Am vergangenen Pfingstsonntag, den 31. Mai verstarb Christo mit 84 Jahren. Sein letztes geplantes Projekt, die Verhüllung des Pariser Triumphbogens, soll nun posthum verwirklicht werden: Als „letztes Geschenk“ will Frankreich nach derzeitiger Planung im Jahr 2021 das Verhüllungsprojekt realsieren. Und bis dahin lassen wir die Megakunstprojekte noch einmal Revue passieren. Ein paar Ent-hüllungen, die Einblicke in die akribische Projektplanung geben, sind auch dabei.

Berlin, Palais Populaire bis zum 17. August

Mehr Infos zur Ausstellung gibt es auf der Homepage vom Palais Populaire.

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